Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der Feldzug gegen Aegypten 
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Engländer an, den sie gegen den Kanal hin zurücktrieb. Sie überschritt sogar mit einigen 
Kompagnien Infanterie den Suez kanal zwischen T u s u n und S e r a p e u m. Trotz 
dem Feuer englischer Kreuzer und Panzerzüge beschäftigten unsere Truppen den Feind 
während des ganzen Tages und klärten seine Verteidigungsmittel in vollem Umfange 
auf. Ein englischer Kreuzer wurde durch unser Geschützfeuer schwer beschädigt. Unsere 
Vorhut wird die Fühlung mit dem Feinde aufrechterhalten und den Aufklärungsdienst 
versehen, bis unsere Hauptmacht zum Angriff schreiten kann. 
Die Kämpfe am Suezkanal 
Als sich zeigte, daß die Türkei mit allen Mitteln darnach trachten werde, den ägyptischen 
Vasallenstaat der britischen Herrschaft wieder zu entreißen, und daß die mohammedanische 
Bevölkerung Aegyptens mit ihren Sympathien auf seiten der Türken stand und sich 
einem siegreichen türkischen Heer begeistert anschließen würde, sah England mit wachsen 
dem Unbehagen dem Anmarsch der türkischen Truppen entgegen, die in Syrien ver 
sammelt worden waren. Ihnen standen für den Einmarsch nach Aegypten zwei Wege 
durch die Sinaihalbinsel offen, deren trostlose Einöde den wirksamsten Grenzschutz bildete. 
Ein Weg führt vom Golf von Akaba nach Suez, der andere von Rasa unweit des Mittel 
ländischen Meeres der Küste entlang über El Arisch nach El Kantara, um am Suez 
kanal die Bahnlinie nach dem Nildelta zu erreichen. Der erstgenannte südliche Weg ist 
240 Kilometer, der andere, nördliche 220 Kilometer lang. Für die türkische Armee ist 
die Wasserfrage die wichtigste, die Sicherung der Brunnen ein Haupterfordernis; darum 
müssen Meldungen, nach denen es einer Truppe gelang, einen Brunnen in Besitz zu 
bringen, richtig gewertet werden, sie sind oft gleichbedeutend mit den Nachrichten über ein 
siegreiches Gefecht. Ueber die englische Streitmacht in Aegypten, die wirksam 
durch die Flotte unterstützt wird, gibt es keine zuverlässigen Angaben; doch wird sie nach 
übereinstimmenden Schätzungen wohl 50 000 Mann betragen, die durch indische und 
australische Truppen erheblich verstärkt worden sind. Ueber das im Anmarsch gegen den 
Suezkanal begriffene türkische Heer gelangte außer orientalisch-phantastischen 
Zahlen keine beglaubigte Mitteilung in die Öffentlichkeit. 
Am 7. November 1914 überschritten die Türken die ägyptische Grenze. Gleichzeitig 
wurde der Versuch der Engländer, bei Akaba Truppen zu landen, durch die modernen 
Strandbatterien am Golf erfolgreich abgewiesen. In raschem Vormarsch durch die 
Sinaihalbinsel bemächtigten sich die Türken des strategisch bedeutsamen Ortes Kalat- 
el-Nachl, am Kreuzungspunkt der Straßen, die von Akaba und Palästina nach Suez 
führen und schon am 22. November 1914 konnte das türkische Hauptquartier das Ein 
treffen der türkischen Vorhut am Suezkanal melden. Damit war es zur Tatsache ge 
worden, daß die Verteidigung der politisch zu Aegypten gehörigen Sinaihalbinsel gar 
nicht in der Absicht der Engländer gelegen war, daß sie vielmehr das türkische Heer erst 
am Suezkanal erwarteten. Von dem Eintreffen einer starken türkischen Armee konnte 
natürlich keine Rede sein, es handelte sich um kleinere Abteilungen, die fortan verschiedene 
Streifzüge im Kanalgebiet unternahmen, ihn auch stellenweise überschritten. 
Ueber den Wüstenmarsch und die ersten Kämpfe am Kanal, äußerte sich Freiherr 
Kreß von Kressenstein, der Generalstabschef des achten türkischen Armeekorps, gegenüber 
einem Vertreter der „Frankfurter Zeitung" folgendermaßen: „Der Hauptzweck unserer 
Expedition war die gewaltsame Erkundung der Verhältnisse am Kanal und die Auf 
klärung des Geländes für den Wüstenmarsch. Hätte sich dabei Gelegenheit geboten, durch 
einen Handstreich den Kanal zu sperren und den Uebergang zu erzwingen, wäre sie 
natürlich ausgenützt worden. Das wertvolle Ergebnis der Expedition ist die Feststellung, 
daß Angriffe durch die Wüste auf den Kanal durchaus möglich sind.
	        
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