Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Der Feldzug im Kaukasus 
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die Landungstruppen wurden zum Rückzug gezwungen und erlitten schwere Verluste. 
Ein Vorgehen der Russen am Tschorokfluße von Batum aus mißlang; auch diese Truppen 
mußten sich wieder zurückziehen. Türkische Truppentransporte sind im Laufe des De 
zember östlich Trapezunt unter Bedeckung der türkischen Flotte gelandet und zur 
Kaukasusarmee gestoßen. Der russischen Flotte ist es nicht gelungen, diese Transporte 
zu stören. Am 24. Dezember ist Batum von einem türkischen Kreuzer mit Erfolg be 
schossen und die Aktion des Landheeres hiedurch unterstützt worden. 
Die Kolonne von Artwin, die aus der obenerwähnten dritten Kolonne der in 
Lasistan operierenden türkischen Heeresteile zu bestehen scheint, hatte Artwin und die 
Bergwerke in der Nähe dieses Ortes in Besitz genommen und beherrschte so die Straße 
von Batum nach Ardahan, einen Wegknotenpunkt im kleinen Kaukasus und von großer 
Bedeutung für Kars. 
Die türkischen Truppen schließlich, die südlich von Artwin und Ardanutsch 
operierten, gehören entweder zur Kolonne von Artwin oder zur nächstfolgenden Olth- 
Gruppe; sie rückten Ende Dezember 1914 und Anfang Januar 1915 auf russisches Gebiet 
weiter vor und schlugen daselbst ein russisches Bataillon. 
Weiter südlich ist eine weitere türkische Abteilung in den Kämpfen bei O l t y und 
Id erfolgreich gewesen und hat die Russen zurückgedrängt, so daß dieselben auch an 
dieser Stelle, bei Id, zum Verlassen des türkischen Gebietes gezwungen wurden. Bei 
weiterem Vordringen dieser Gruppe stand ihr die Straße Olty—Ardahan zur Ver 
fügung, wodurch sie nordwestlich von Kars auf Ardahan und Achalzik vordrang, Ar 
dahan einnahm und bis nach K o s o r und P a n d j u r e t, östlich von Olty, gelangte. 
Die Hauptgruppe der Türken auf der Straße Köpriköi—Sarykamisch—Kars 
zwang die Russen zum Rückzug auf Sarykamisch, das von den Türken nach Ueberwin 
dung der schwierigen Soghanlyg egend genommen wurde, so daß Kars von ihnen 
bedroht war. Auch bei Ar di und Alagez, etwa 30 Kilometer östlich von Köpriköi 
zwangen die Türken den Feind zum Rückzug. 
Die russische Kaukasusarmee ist somit von Batum bis zum Aras auf russisches Gebiet 
zurückgedrängt worden und die türkischen Truppen sind auf dieser Linie überall in der 
Offensive begriffen, ebenso wie im Muradtale, wo sie die Russen gleichfalls nach 
der Grenze zurückwarfen und den türkischen Boden vom Feinde säuberten." 
Das Ergebnis dieser Kämpfe ist dahin zusammenzufassen, daß zu Beginn des neuen 
Jahres die türkische Armee, die bisher 15400 russische Soldaten als Gefangene in das 
Innere des türkischen Reiches abschieben konnte, auf der ganzen Front im Vorrücken 
begriffen war, wobei ihr der Umstand zugute kam, daß die tiefgehende Gärung der Be 
völkerung an manchen Orten zu mohammedanischen Aufständen führte, die dem russischen 
Heer recht unangenehm zu werden drohten. Auf ihrem Rückzüge äscherten die Russen 
nicht weniger als vierzig Dörfer ein, deren männliche Einwohner zum Teil getötet oder 
als Gefangene nach Rußland gebracht wurden. Allein in drei Dörfern, die der Mali von 
Erzerum besichtigte, fand man 76 Leichen. Diese, allen Grundsätzen der Zivilisation 
hohnsprechende Kriegführung veranlaßte die türkische Regierung auf Grund zahlreicher 
Meldungen des Kommandanten der türkischen Kaukasusarmee, amtlich bekannt zu geben, 
„daß die Russen wie die Wilden gegen das Völkerrecht und die Gesetze der Zivilisation 
handeln. Während ihres Rückzuges haben sie ihren eigenen Landsleuten, die mohamme 
danischen Glaubens sind, die Augen ausgestochen, Greise und schutzlose Kinder getötet. 
Als sie gezwungen waren, sich aus dem türkischen Gebiet zurückzuziehen, in das sie bei 
Beginn der Feindseligkeiten eingefallen waren, haben sie die waffenlose Bevölkerung 
gefangen genommen und all ihr Hab und Gut, sowie ihr bares Geld mit Beschlag belegt, 
ohne den davon Betroffenen hierüber irgend ein Schriftstück auszustellen. Außer diesen
	        
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