Der Feldzug im Kaukasus
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Der Feldzug im Kaukasus
Chronologische Uebersicht nach den Meldungen des türkischen Haupt
quartiers und ergänzenden Berichten
2. November 1914.
Die Russen haben an mehreren Punkten unsere Grenztruppen angegriffen; sie wurden
aber gezwungen, sich zurückzuziehen, wobei sie zum Teil Verluste erlitten.
4. November.
Unsere heldenmütige Kavallerie hatte ein Gefecht mit russischer Kavallerie, die geschlagen
wurde und sich zurückziehen mußte. Unsere Kavalleriedivisionen bedrohen die Nachhut der
feindlichen Armee. Die Russen haben begonnen, ihre Stellungen nahe der Grenze zu be
festigen; sie wurden gleichwohl aus den Gebieten von Karaklissa und Jechan vollstän
dig zurückgeworfen. Die Stimmung und die Ausbildung unserer Truppen ist ausgezeichnet.
9. November.
Obschon Schnee und Nebel herrschen, dauert unsere Offensive an der kaukasischen
Grenze an. Während unsere Kavallerie über Kagysman gegen den Feind vor
rückte, griff das Gros unserer Armee das russische Zentrum an, das stark war. Nach
einem heftigen zweitägigen Kampf wurde der Feind geschlagen. Unser Heer besetzte die
vom Feinde verlassenen Stellungen.
19. November.
Der Feind zog sich im Kaukasus in die zweite Linie seiner Stellungen zurück unter
großen Verlusten. Wir haben eine Anzahl Gefangene gemacht. Unsere Offensive schreitet fort.
11. November.
Unsere Armee greift die zweite Linie der russischen Stellungen im Kaukasus
an. Nach Angabe mehrerer Gefangener und russischer Deserteure befinden sich die
Russen moralisch in schlechtem Zustand.
12. November 1914.
Der Feind wurde mit Gottes Hilfe gezwungen, seine Stellungen zu räumen. Er
weicht auf der ganzen Front zurück und wird von allen Seiten verfolgt.
Ueber die ersten Kämpfe an der Oftgrenze im Kaukasus veröffentlicht das
Hauptquartier folgenden zusammenhängenden Bericht: Die Russen wollten
an der Landgrenze den überraschenden Angriff wiederholen, den sie gegen unsere Flotte
versucht hatten. Ohne Kriegserklärung überschritten sie am 1. November 1914 in fünf
Kolonnen die kaukasische Grenze; es steht außer Zweifel, daß die Durchführung einer
solchen Bewegung nur nach langen Vorbereitungen erfolgen konnte. Trotz dieser Vor
bereitung und den Angriffen des Feindes, führten unsere Grenztruppen die ihnen er
teilten Befehle mit viel Tapferkeit und Geschicklichkeit durch. Zunächst zogen sie sich, in
dem sie dem Feinde starke Schläge versetzten, sehr langsam zurück. Wir fügten den Russen
zahlreiche Verluste zu und setzten durch diesen Zeitgewinn unsere Nachschübe instand, die
notwendigen Stellungen einzunehmen. Angesichts des beständigen Widerstandes unserer
Vortruppen konnte der Feind, der alle seine Kräfte sammelte, erst vier Tage nach dem
Ueberschreiten der Grenze in die Gegend von Kolbachie und Köpriköi gelangen.
Ein Angriff der Kosaken gegen Köpriköi wurde durch eine unserer Kavalleriedivisionen
zurückgeschlagen. Am 5. und 6. November stellte der Feind seine Bewegungen ein und
begann Verschanzungen zu errichten. Unsere in Zwischenräumen eingetroffenen Truppen
hielten den Vormarsch des Feindes auf. Unsere Infanterie traf die notwendigen Vor
bereitungen zum Sturmangriff. Am 7. November gingen unsere Truppen zur Offensive
über. Der Feind leistete in der starken Stellung, die er im Westen von Köpriköi errichtet