D i e Verkündigung des Heiligen Krieges 201
Majestät der Deutsche Kaiser hat ohne Rücksicht aus diese der Türkei übelwollen
den Quertreibereien geruht, Se. Exzellenz Lima» von Sanders Pascha mit der
Umgestaltung des Kaiserlichen Heeres zu betrauen, das heute, Gott sei Dank, die britischen
Streitkräfte zum Kampfe herausfordern kann.
Um den mohammedanerfeindlichen Charakter der englischen
Politik überzeugend darzulegen, genügt es, lediglich die Tatsachen seines feindlichen
Verhaltens gegenüber der Türkei aufzuzählen.
Alle muselmanischen Staaten waren das Ziel seiner Feindschaft. Um nur die letzten
Opfer dieser Politik zu nennen, erinnern wir an sein Verhalten in der Marokko
angelegenheit. Tatsächlich hat es den Sultan von Marokko, nachdem es ihn seiner
vollen Unterstützung zur Verteidigung seiner Unabhängigkeit versichert hatte, durch den
Vertrag von 1904 der Begehrlichkeit Frankreichs ausgeliefert, als Gegenleistung für die
freiwillige Ausschaltung Frankreichs aus den Aegypten betreffenden Fragen. Durch
Unterzeichnung dieses Vertrages hat England also das Todesurteil der beiden musel
manischen Länder, Marokkos und Aegyptens, unterschrieben. Einige Jahre später hat
England mit seinem Mitschuldigen, Rußland, einen Vertrag desselben Geistes hinsichtlich
Persiens geschlossen, wobei es dafür Sorge trug, seine eigentlichen Absichten durch
Umschreibungen wie „Einflußgebiet" zu verdecken. Die Ereignisse haben seitdem die
wahre Tragweite dieses unwürdigen, in Verachtung des Völkerrechts geschlossenen Ver
trages gezeigt; jeder der beiden rechtbrecherischen Staaten ist als Räuber der Souveräni
tätsrechte Sr. Majestät des Schahs aufgetreten.
Um es kurz zu sagen: England ist stets seinem innersten Gedanken treu geblieben, dem
Gladstone in einer dem Gedächtnis der islamitischen Welt für immer eingeprägt
gebliebenen Rede Ausdruck gegeben hat, als er mit dem Koran in der Hand 1894 in
einer Sitzung des Unterhauses erklärte, so lange dieses verfluchte Buch aus Erden vor
handen sei, werde die Welt keinen Frieden kennen; so hat England seit einem Jahr
hundert alle sagbaren und unsagbaren Mittel angewandt, um die muselmanischen
Staaten aus der Liste der freien Länder zu streichen und sie zu Ausbeutungsgebieten für
seine habgierigen Kaufleute zu machen. Aber nicht genug, daß die englische Regie
rung die muselmanischen Staaten mit ihrem Hasse verfolgt, sie gibt ihrer Politik auch
noch eine religiöse Färbung, die ihr die Sympathie und Unterstützung des ganzen
puritanisch und fanatisch gesinnten englischen Volkes sichert. Danken wir Gott, daß er
uns Gelegenheit gegeben hat, die höchsten Interessen des Islams gegen seine unversöhn
lichen Feinde, England, Rußland und Frankreich, siegreich zu verteidigen."
Die Begrüßungstelegramme der verbündeten Fürsten und Heerführer
Zwischen dem Sultan Muhammed Reschad Khan und den Kaisern von Deutschland
und Oesterreich-Ungarn wurden anläßlich des Anschlusses der Türkei an die Zentral
mächte herzliche Telegramme gewechselt. Das Telegramm des Kaisers Franz Josef
vom 8. November 1914 hat folgenden Wortlaut: „In diesem feierlichen Augenblicke, da
das Ottomanische Reich, genötigt, für seine Ehre und für die Wahrung seiner obersten
Interessen zu kämpfen, sich auf die Seite Oesterreich-Ungarns und seines Verbündeten,
Deutschlands, stellt, liegt es mir sehr am Herzen, Eurer Majestät die hohe Genugtuung
auszudrücken, die ich darüber empfinde, unsere Heere, unsere Flotten in edler und hehrer
Begeisterung für die Unversehrtheit und den Ruhm des Vaterlandes kämpfen zu sehen.
Es erfreut mich, in diesem glücklichen Beginn der Aktionen der Flotte Ew. Kaiser!.
Majestät ein Unterpfand und ein gutes Vorzeichen zu erblicken für den Erfolg unserer
Waffen in dem Kampfe, der uns von unseren Feinden aufgezwungen worden ist, und
für die dauerhafte und ruhmvolle Zukunft unserer Völker." Der Sultan antwortete: