Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

198 Die Türkei und der Heilige Krieg bis zu den Dardanellen-Kämpfen 
Wenn auch die Waffen fchweigen, wenn auch alle Feuer auslöschen, die Blitze auf 
hören und die Sonne nicht mehr scheint; wenn alle lebendigen und brennenden Kräfte 
aufhören zu strömen, so wird doch in meinem Herzen genug Feuer sein, um das Denk 
mal der Russen niederzureißen. 
Die Nägel in meine Faust, die Zähne in meine Lippen gepreßt, mit Rauch in meinen 
Augen und dem Glauben in meinem Herzen bin ich gekommen... und ich gehe! 
Kommt, wir wollen es niederreißen! Wir sollen das Denkmal, das Denkmal 
der Russen niederreißen! Bis auf seine Grundfesten niederreißen!" 
So schrieb der Dichter. Seine flammenden Worte führten den Volkshausen: Da, wo 
bisher das russische Denkmal mit der vergoldeten Kuppel, ein Andenken an den Krieg 
von 1878, stand, sah der Tag des Heiligen Krieges einen Trümmerhaufen. Vier Bomben 
hatten das Denkmal in die Luft gesprengt." 
Die Rechtfertigungsversuche der Dreiverbandsmächre 
und die Entgegnung der Türkei 
Die Entente-Mächte versuchten den Abbruch ihrer Beziehungen zur Türkei in aus 
führlichen Kundgebungen zu rechtfertigen. Gleich nach dem Eintritt des Kriegszustandes 
erließ Zar Nikolaus ein Manifest, in dem es heißt: „In vollkommener Ruhe 
und im Vertrauen auf den Beistand Gottes wird Rußland diesen neuen Angriff des 
alten Verfolgers der christlichen Religion und aller slawischen Völker aufnehmen. Nicht 
das erstemal wird es sein, daß Rußlands tapfere Waffen über türkische Horden 
triumphieren; auch diesmal werden sie den vermessenen Feind zu züchtigen wissen." Das 
Manifest drückt schließlich die unerschütterliche Zuversicht aus, die unbedachtsame Ein 
mengung der Türkei werde die für sie verhängnisvolle Entwirrung nur beschleunigen 
und Rußland den Weg zur Lösung der historischen, ihm von den Ahnen vermachten 
Probleme an den Gestaden des Schwarzen Meeres bahnen. 
Der englische Staatssekretär Sir Edward Greh ließ in den ersten 
Tagen des November 1914 durch die englische Botschaft in Rom folgende Mitteilung ver 
öffentlichen: „Zu Beginn des Krieges gab die englische Regierung weitestgehende Ver 
sicherungen, daß, wenn die Türkei sich neutral verhalten würde, ihre Unabhängigkeit und 
Integrität sowohl während des Krieges wie nach dem Friedensschluß geachtet werden 
würden. Frankreichund Rußland stimmten dieser Abrede bei. Von da ab hat die 
englische Regierung in höchstem Maße Geduld und Milde geübt, mit der Absicht, sreund- 
schaftliche Beziehungen aufrechtzuerhalten, trotz der fortgesetzten Neutralitätsverletzungen, 
die sich immer häufiger von seiten der türkischen Regierung, besonders mit Beziehung 
auf deutsche Schiffe in den Dardanellen, ereigneten. Die englische Regierung hat mit 
tiefem Bedauern am 29. Oktober 1914 vernommen, daß einige türkische Schiffe einen 
Angriff gegen unverteidigte Städte der befreundeten Macht im Schwarzen Meer unter 
nommen hatten. Dieser Akt geschah ohne Kriegserklärung, ohne jegliche Anzeige und 
ohne Herausforderung. Er bedeutet eine noch nicht dagewesene Verletzung der einfachsten 
Rechtsgesetze, Billigkeit und internationalen Gebräuche. Von dem Augenblick an, in dem 
die deutschen Kreuzer Breslau und G ö b e n sich nach Konstantinopel flüchteten, hat 
die Haltung der türkischen Regierung gegen England ein Gefühl der Ueberraschung und 
der Zwiespältigkeit hervorgerufen. Das Versprechen der türkischen Regierung, die deut 
schen Offiziere und die Besatzungen der Göben und Breslau nach Hause zu schicken, ist nie 
gehalten worden. Die Sympathien des türkischen Kriegsministers für 
Deutschland waren bekannt; aber nichtsdestoweniger hegte man die Hoffnung, daß die 
heilsamen Ratschläge seiner Kollegen überwiegen würden, die bereits einen Beweis für
	        
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