Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

12 Die Ereignisse auf den serbisch-montenegrinischen Kriegsschauplätzen 
Bosnien und der Herzegowina eingefallenen serbisch-montenegrinischen Truppen von der 
Drina in der Richtung auf Sarajevo abmarschieren mußten. Den auf der Boranja Pla 
nina verbliebenen verhältnismäßig schwachen Kräften siel während dieser Säuberungs 
aktionen eine rein defensive Aufgabe zu. Nach dem mißglückten Einfallsversuch der ser 
bischen Timokdivision bei Mitrowitz (vgl. II, S. 87) war im Nordwesten Serbiens nur vor 
übergehend Ruhe eingetreten. Schon Ende September rückten fünf serbische Divisionen 
unter General Stepa Stepanovic in die Macva ein und bezogen dort stark befestigte Stel 
lungen entlang der Drina und Save. Die im nordöstlichen Bosnien und Syrmien ver 
bliebenen österreichisch-ungarischen Truppen mußten sich vorerst abwartend verhalten und 
sich darauf beschränken, einen neuerlichen feindlichen Einbruchsversuch zu verhindern." 
Als dann die Streitkräfte, die Bosnien befreit hatten, über die Drina gelangt waren, 
wurde die gesamte Südarmee Oesterreich-Ungarns, soweit sie nicht abwar 
tend das nördliche Saveufer und die Donau bewachen mußte, über die Grenzflüsse in 
die Nordwestecke Serbiens vorgeworfen. Ein militärischer Berichterstatter der „Nord 
deutschen Allgemeinen Zeitung" schreibt darüber: „Dort, wo im oberen Tal des Kolu- 
baraflusses inmitten eines engen Kranzes steil ragender Bergrücken, die im Südwesten 
von Baljevo bis 1500 Meter ansteigen, die Hauptstadt der Podgorina liegt, mußte der 
Sammelpunkt und die Verteidigungsstellung eines im Nordwesten des Landes ge 
schlagenen serbischen Heeres sein. Der Generalstab der Südarmee setzte daher den Angriff 
konzentrisch an: eine Armeegruppe sollte von Norden durch die Macva 
ziehen, Sabac erstürmen, dort sich teilen und mit einer Abteilung dem Saveufer entlang 
stromabwärts über Obrenowatsch gegen Belgrad marschieren, während die andere südost- 
wärts direkt auf Baljevo vorgehen sollte. Von Obrenowatsch konnte man zugleich durch 
das Kolubaratal den serbischen Stellungen in der Podgorina in den Rücken stoßen. Diese 
Armeegruppe hatte also die Aufgabe, sämtliche Positionen der Serben am 
rechten Saveufer auszurollen und sich fächerförmig über den Norden Ser 
biens zu verbreiten. Von diesen neugewonnenen Stellungen aus konnte dann jeweils ein 
starker Druck von Norden nach Süden ins Innere Serbiens ausgeführt werden. Eine 
zweite Armee wurde von Westen her über die Drina vorgeschoben und sollte durch 
Einschwenkung ihres rechten Flügels von V i s e g r a d aus nach Nordosten zu die F l a n- 
kierung Valjevos vom Süden her ermöglichen." Den österreichisch-ungarischen 
Truppen standen die serbischen Streitkräfte in zwei Gruppen gegenüber, die 
eine mit der Front nach Norden in der Linie Lesnica an der Drina nach Osten bis Sabac 
an der Save, etwa 60000 Mann unter General Stepanovic, die andere in zwei 
Armeen unter den Generalen Sturm und Bojovic an der Drina mit der Front nach 
Westen in der Linie Loznica—Krupanj—Ljubovija, rund 130 000 Mann. 
Mitte Oktober 1914 ergriffen die österreichisch-ungarischen Truppen zunächst die 
Offensive gegen die in der Macva eingenistete serbische Armee. 
Nach langwierigen Kämpfen gelang es am 29. Oktober, in die starken, mit Drahthinder 
nissen geschützten Befestigungen bei R a v n j e eine Bresche zu schlagen. In den folgen 
den Tagen drangen die über die Save und Drina vorgerückten österreichisch-ungarischen 
Truppen trotz verzweifelter Gegenwehr der Serben und ungeachtet der schweren Passier- 
barkeit der zum Teile sumpfigen Macva weiter vor und eroberten einige Ortschaften. 
Am 1. November gedieh der Angriff zur Erstürmung der stark verschanzten serbischen 
Positionen an der Nordlisiere von Sabac. 
Ergänzend teilt die „Neue Freie Presse" mit: „Am 29. Oktober war der Artillerie 
kampf am heftigsten und endete mit dem Siege der Oesterreicher. Der Gegner war jetzt 
bereits derart erschüttert, daß man den Sturm auf seine Schanzen für den nächsten Tag 
festsetzen konnte. Gegen 4 Uhr morgens begannen unsere Geschütze ein mörderisches
	        
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