Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

Persien und Afghanistan bis zur Verkündigung des Heiligen Krieges 183 
Die schiitischen geistlichen Oberhäupter von Kerbela und Ned- 
j e f (Türkei), die als oberste religiöse Instanz der Perser gelten, haben an die Nation 
und die persischen Stämme eine Kundgebung gerichtet, in der es heißt, der Augenblick 
für die Befreiung Persiens vom russischen Joche sei gekommen. 
Der Genera lgouverneurvonAserbeid schau, der berüchtigte Sawad Khan, 
ein Parteigänger Rußlands, wurde abgesetzt und durch den jüngeren Bruder des Schahs, 
Thronfolger Mehmed Hassan Mirza ersetzt. Dem neuen Generalgouverneur wird 
der ehemalige Mali von Kermanschah, Prinz Ferman Ferma, zur Seite gestellt werden. 
2. Oktober 1914. 
Türkische Emissäre sind nach Persien gesandt worden, um den Durch 
marsch der türkischen Truppen durch die persische Provinz Aserbeidschan 
gegen die russische Grenze vorzubereiten. 
6. Oktober. 
Es wird über Konstantinopel gemeldet, die russenfeindliche Bewegung 
in Persien gewinne immer mehr an Umfang. Rußland will deshalb zum Schutz 
seiner Untertanen und des diplomatischen Personals Truppen absenden und verschärfte 
Maßnahmen auf den russischen Bahnlinien ergreifen. Bedrohlich gestaltet sich die Lage 
für Rußland in Ardebil, das ziemlich befestigt und geeignet ist, den Russen Un 
gelegenheiten zu bereiten. In Täbris, Kaswin und Serab sind Befreiungs 
komitees gebildet worden, die großen Zuzug erhalten. Im Unargebirge kam es zu 
heftigen Kämpfen mit russischen Grenztruppen, in denen die Schachsevennen die 
Oberhand erlangten. Die Lage in Südpersien ist für England bedrohlich. Die persischen 
Stämme, die zwischen der türkischen Grenze und dem Urgasee wohnen, greifen zu den 
Waffen, um die dort befindlichen russischen Truppen zu verjagen. 
10. Oktober. 
Aus Wan werden Kämpfe zwischen Kurden und Russen bei Targhevar gemeldet. 
11. Oktober. 
Nach einer Mitteilung des persischen Gesandten in Wien hat die neue persische 
Regierung, weil wieder vollkommen geordnete Verhältnisse im Lande herrschen, vom 
russischen Ministerium vor allem die Zurückziehung der russischen Trup 
pen aus Nordpersien verlangt. Infolge der nicht befriedigenden russischen Ant 
wort sei der Kriegszustand zwar noch nicht eingetreten; es hätten aber an verschiedenen 
Stellen Kämpfe mit russischen Truppen stattgefunden, die auf die russenfeindliche Stim 
mung der Bevölkerung zurückzuführen sind. 
Der Schah von Persien hat dem türkischen Botschafter in Teheran, dem früheren 
Minister des Aeußern, Affin Bey, den Orden „Porträt des Schahs", die höchste per 
sische Auszeichnung, verliehen. 
13. Oktober 1914. 
Nach Mitteilungen aus Konstantinopel haben die persisch-kurdischen Stämme abermals 
die Russen angegriffen und in die Flucht geschlagen. Die Kurden eroberten bei diesen 
Kämpfen zwei Kanonen und nahmen drei Offiziere gefangen. Ungefähr 50 russische 
Soldaten fielen. Die Stadt Urmia, in die sich die geschlagenen russischen Truppen 
flüchteten, ist voll von Verwundeten. Die Kurden sollen sich Urmia bis auf zwei Weg 
stunden genähert haben. 
Die Zusammenstöße zwischen russischen Grenztruppen und Schachsevennen ver 
laufen sehr blutig und für die Russen verlustreich. Auch im Gebiet von K a l e s ch i n 
häufen sich die antirussischen Kundgebungen. In den Provinzen Gilan, Aser 
beidschan und Chorasän wurden die russischen Bedeckungsmannschaften von 
dem Gouverneur zum Abzug aufgefordert.
	        
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