Der große Vorstoß der Oesterreicher nach Serbien 9
Seine Majestät geruhten, den bisherigen Oberkommandanten aus seine
aus Gesundheitsrücksichten gestellte Bitte vom Kommando zu entheben und
an seine Stelle Seine k. u. k. Hoheit den General der Kavallerie Erzherzog
Eugen zu ernennen. Me Nachricht, daß Höchstderselbe das so wichtige Kommando
über die Balkanstreitkräfte übernimmt, wird in der Armee, in der der Herr Erzherzog
höchstes Vertrauen und begeisterte Verehrung genießt, mit dankbarem Jubel aufgenom
men werden.
26. Dezember 1914.
Auf dem Balkankriegsschauplatz herrscht seit zehn Tagen Ruhe. Nur an der Save
und Drina kommt es zuweilen zu unbedeutenden Plänkeleien.
28. Dezember.
Im Süden herrschte, von einigen Grenzplänkeleien abgesehen, vollkommene Ruhe.
Die Serben sprengten wiü>er die Semliner Brücke.
29. Dezember 1914 bis 18. Februar 1915.
Nach wiederholten Meldungen ist auf dem südlichen Kriegsschauplatz die Lage, abge
sehen von unbedeutenden Grenzgefechten, unverändert.
19. Februar 1915.
Am südlichen Kriegsschauplatz haben die Serben in letzter Zeit wiederholt offene
Städte an unserer Grenze mit Geschütz beschossen. So wurden aus Semlin am
10. Februar 1915 etwa 100 Schüsse aus schwerem Geschütz abgegeben, hierdurch mehrere
Gebäude, darunter das Hauptpostamt, beschädigt, Zivilpersonen verwundet, auch mehrere
Kinder getötet. Am 17. Februar wurde Mitrowitz beschossen. Das Kommando der
Balkanstreitkräfte hat hierauf Belgrad durch schweres Geschütz kurze
Zeit bombardieren lassen und durch einen Parlamentär den Höchstkomman
dierenden verständigt, daß in Zukunft jede Beschießung einer offenen Stadt mit einem
gleichen Bombardement beantwortet wird.
Personalien
17. November 1914.
Kaiser Franz Josef hat folgendes allerhöchstes Handschreiben erlassen: „Lieber Feld
zeugmeister Potiorek! In zielbewußter beharrlicher Durchführung wohlerwogener
Entschlüsse ist es Ihnen im Verein mit der opferfreudigen zähen Ausdauer und helden
mütigen Tapferkeit Ihrer Truppen gelungen, entscheidende Erfolge an der Drina zu
erreichen und weithin in das Feindesland zu dringen. Mit hoher Befriedigung blicke
ich auf meine, Ihrer vielerprobten Führung anvertrauten Balkanstreitkräfte. Dankbarst
gebe ich meiner vollsten Anerkennung Ausdruck, indem ich Ihnen das Militärverdienst
kreuz 1. Klasse mit der Kriegsdekoration verleihe. Möge Gottes Segen Sie weiter ge
leiten auf ruhmvollen Bahnen."
Feldzeugmeister Oskar Potiorek, im Jahre 1853 zu Bleiberg in Kärnten geboren, trat
als Leutnant der ehemaligen Genietruppe 1871 in die Armee ein, absolvierte als Oberleutnant
die Kriegsschule und wurde als Hauptmann dauernd in das Generalstabskorps versetzt, wo er sich
bald, sowohl bei einzelnen höheren Kommanden wie auch im Operationsbureau, als tüchtige und
ausdauernde Arbeitskraft erwies. Nach vorübergehender Verwendung im Truppendienste beim
17. Infanterieregiment kam er als Stabsoffizier abermals in das Operationsbureau und trat
noch als Oberstleutnant an die Spitze desselben, nachdem er zuvor ein Jahr lang als Bataillons
kommandant beim 7. Infanterieregiment Truppendienst versehen hatte. Als Chef des Operations
bureaus rückte er 1892 zum Obersten und 1898, in seinem 45. Lebensjahre, zum Generalmajor
vor und übernahm bald darauf ein Jnfanteriebrigadekommando in Budapest. Nach der Ernen
nung des damaligen Feldmarschalleutnants v. Pitreich zum Kriegsminister, Anfang 1903, wurde
Potiorek an dessen Stelle zum Souschef des Generalstabes ernannt, welchen Posten er bis zu dem
Ende 1906 erfolgten Rücktritt des Grafen Beck bekleidete. Einige Monate später erfolgte seine