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Von den Fürsten und Heerführern der Verbündeten 161 
Bei Hindenburg 
Es liegt leine Uebertreibung in der Behauptung, daß seit dem Bekanntwerden der 
ruhmreich beendeten Winterschlacht in Masuren der deutsche Generalfeldmarschall Paul 
vonHindenburg diejenige Persönlichkeit ist, die das Interesse der Völker aller Welt 
teile auf sich lenkte. In den Vereinigten Staaten und in China, in Brasilien wie in 
Melbourne und Sidney wandte die gesamte Presse dem deutschen Heerführer ihre beson 
dere Aufmerksamkeit zu, da trotz der von Reuter in besonderer Absicht zurechtgestutzten 
Berichte vom europäischen Kriegsschauplatz die bis dahin beispiellosen Erfolge eines 
Hindenburg nicht mehr zu bestreiten waren. Die öffentliche Meinung in den feindlichen 
wie in den neutralen Ländern wünschte von dem Feldherrn zu hören, der zu wiederholten 
Malen russische Riesenheere mit wuchtigen Schlägen zerschmetterte. Diese Summe von 
kristallhellem Verstand und überragender Intelligenz zu analysieren, war nicht leicht, 
denn Hindenburg verstand es meisterhaft, sich allen Annäherungsversuchen tatendurstiger 
Ausfrager zu entziehen. Wenn es aber einmal dem Vertreter einer angesehenen Zeitung 
gelang, mit dem großen Heerführer ein Gespräch anzuknüpfen, dann offenbarte sich 
Hindenburg als liebenswürdigster Mensch und anregender Plauderer, vr. Paul Gold 
mann veröffentlichte in der „Neuen Freien Presse" einen längeren Bericht über einen 
solchen Besuch, dem wir folgende Einzelheiten entnehmen: „Generalfeldmarschall v. Hin 
denburg ist eine imposante Erscheinung, ganz so hochragend, so reckenhaft, wie man den 
Sieger von Tannenberg sich vorstellt. Seine hohe Gestalt ist von den Jahren auch noch nicht 
um eine Linie gebeugt; selbst zu jener rundlichen Fülle, die mit dem Generalsränge nicht 
selten verbunden ist und die Feldherrneigenschaften durchaus nicht ausschließt, ist kaum 
ein Ansatz vorhanden. In seiner ausrechten, echt militärischen Haltung gibt Herr 
v. Hindenburg ein Bild von Kraft und Gesundheit. Der Feldmarschall trägt sein graues 
Haar nach militärischer Sitte kurz geschnitten. Der Schnurrbart, mit Sorgfalt gekräuselt 
und gewunden, ist zum Teil noch blond. Tief unter der schmalen Stirn liegen kleine 
blaue Augen, die im Gespräch sich manchmal schließen. Der Kopf scheint klein im Ver 
hältnis zu der außergewöhnlich hohen Gestalt. Für sich betrachtet, ist er ein mächtiges 
Haupt — der echte Kopf eines Tatmenschen, eines Kriegsmannes, stark und fest — 
zugleich ein echt deutscher Charakterkopf mit den markigen Zügen der Bildnisse von 
Holbein und Dürer... 
Mit Hindenburg erscheint in der Halle ein noch sehr junger General, der höchstens im 
Alter zwischen vierzig und fünfzig stehen kann. Eine hochgewölbte Stirn, klarblickende 
blaue Augen, eine kräftig geschwungene Adlernase, ein energisch geschnittener Mund — 
ein Gesicht, mit einem Worte, das ausfallen würde, auch wenn der Mann, dem es gehört, 
nicht die Generalsuniform und den Orden Pour le merite trüge — man weiß, daß 
man den Generalstabschef L u d e n d o r f f vor sich hat... 
Exzellenz v. Hindenburg begrüßt den Gast mit gewinnender Freundlichkeit, begibt sich 
mit ihm zu Tisch und hat die Güte, ihm einen Platz neben sich anzuweisen. Beim ein 
fachen Abendessen wird auch Sekt gespendet, der aus der Fülle der dem Befreier Ost 
preußens zugekommenen Liebesgaben stammt. Hindenburg füllt mit ihm ein Glas und 
erhebt es mit den Worten: „Auf das deutsche Vaterland!" Um den Tisch sitzen etwa 
zehn Offiziere, unter ihnen der k. u. k. Generalstabshauptmann Fletschmann v. Theißruck, 
der den österreichisch-ungarischen Generalstab beim Hindenburgschen Oberkommando 
vertritt und der sich die Hochschätzung und die Sympathien der deutschen Offiziere in 
hohem Maße gewonnen hat. 
Während des Abendessens wurde vor allem über die tapfere Armee unserer Verbün 
deten und über die Kriegsführung gegen die Russen gesprochen. In die Zuversicht des 
Generalfeldmarschalls stimmten auch seine ersten Generalstabsoffiziere ein. Oberstleutnant 
Mllerlrisg. IV. 11