Volltext: Der Völkerkrieg Band 3 (3 / 1915)

160 Die russischen Kriegsschauplätze bis zur Winterschlacht in Masuren 
seines Herzens geboren wurde und aus der Stunde Lebendigkeit empfing. Von Deutsch 
lands schwerer Zeit sprach der Kaiser. Er dankte seinen Soldaten, seinen Offizieren, seinen 
Generalen für das bisher auch im Osten Geleistete, er versicherte jedem Manne den 
Dank des Vaterlandes. Und dann ermahnte er, stets eingedenk zu sein des „großen 
Alliierten", von dessen Macht der Geistliche gesprochen hatte, und auf den sein Groß 
vater und sein Vater gebaut habe, auf den er sein Werk stütze, und dessen Geist, nach 
seinem Willen, im Glauben lebendig sein solle in der deutschen Armee. Dem Feinde 
aber fordere er ungeschwächt entgegenzutreten. Durchzuhalten, das allein sei unsere Auf 
gabe, denn es handle sich darum, daß das deutsche Volk der Welt von neuem seine Da 
seinsberechtigung erweise, und darum: die Macht der Feinde muß gebrochen, der Feind 
muß niedergeworfen werden!" 
Exzellenz v. Mackensen dankte dem Kaiser für die ihm unterstellten Truppen. Kurze, 
kernige Worte, Treuworte, die das Gelöbnis, durchhalten zu wollen, mit Gut und Blut, 
bis zum letzten Atemzuge, enthielten, gingen einem Kaiserhurra voraus, in das die 
Mannschaften laut einstimmten. Und nun brachen die Truppen in Zügen ab; sie for 
mierten sich am Ende der großen Allee zu einem Vorbeimarsch. Die Musik trat an. Der 
Kaiser nahm vor einer Heckennische Ausstellung und dann klang es fröhlich durch den 
Park, so frisch, so herzerfreuend frisch, wie es an dieser Stelle vordem wohl noch niemals 
gehört worden ist." 
Am Abend vor der Abreise von Czenstochau besuchte der Kaiser auch noch das Marien 
kloster, den altberühmten Wallfahrtsort, den vier Tage vorher auch der österreichische 
Thronfolger besichtigt hatte. 
Inzwischen drängten die kriegerischen Ereignisse in Ostpreußen zur gewaltigen Ent 
scheidungsschlacht in Masuren. Als die Schlacht am heißesten tobte, da erschien der 
Kaiser abermals inmitten seiner todeskühn gegen den Feind stürmenden Soldaten. 
Ueber die Teilnahme des obersten Kriegsherrn bei den entscheidenden Kämpfen in 
Masuren haben die Mitteilungen des Großen Hauptquartiers vom 16. Februar 1915 
(vgl. S. 125, 126) bereits berichtet; wie er mitten unter seinen Offizieren im Gefecht bei 
Grabnik den Gang der Schlacht verfolgte, hat Ernst v. Wolzogen in seinem Feldpostbrief 
geschildert (vgl. S. 130). Schon am 13. Februar war der Kaiser in L ö tz e n eingetroffen, 
war Vom Kommandanten der Feste Boyen, Oberst Busse, empfangen worden und hatte 
dann die Stellungen südlich und nördlich der Stadt besichtigt. Im Südosten nahm er 
insbesondere die Russengräben in Augenschein, die fast unmittelbar bis an die deutschen 
Stellungen reichten. Am Montag, den 15. Februar, vor seiner Abreise besuchte Kaiser 
Wilhelm noch das Kriegslazarett im Masurischen Diakonissenmutterhause Bethanien, 
überreichte den Verwundeten Blumen und fand für jeden seiner tapferen Krieger ein 
freundliches und tröstendes Wort. 
Der Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef an der Front 
Auch der Erzherzog Karl Franz Josef, der österreichisch-ungarische Thron 
folger, besuchte, wie das Kriegspressequartier berichtete, in der ersten Februarwoche 1915 
die österreichisch-ungarischen Truppen in Russisch-Polen. Er kam dabei zum ersten Male 
in Feindesland. Auf der Reise dorthin ist der Erzherzog in Krakau von den Bewohnern 
wie von den tapferen Verteidigern der Festung mit begeistertem Jubel empfangen worden. 
Nach der Besichtigung der Besatzungstruppen gelangte der Erzherzog in den Bereich der 
Armeen Dank! und Böhm-Ermolli und wurde von den Truppen der beiden Armeen, in 
denen fast alle Völker der Monarchie vertreten sind, mit begeisterten Zurufen in allen 
Landessprachen begrüßt. Auch die im Verbände mit den Armeen Böhm-Ermolli und 
Dank! kämpfenden deutschen Truppen des Generalobersten v. Woyrsch wurden besucht.
	        
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