Volltext: Oberösterreichische Volks-Sagen

— 36 — 
IV. 
Mythische Sagen. 
Der Donaufürst. 
n allen Orten, wo die Donau schäumend über Felsen 
^. schlägt, hört man zur Nachtzeit, wohl manchmal auch an 
nebelreichen Tagen, wehmüthige Klagetöne. Das kommt von 
den Wassergeister!,, welche das Unglück ihres Fürsten beweinen. 
Von diesem geht nämlich folgende Sage: 
Einst lebte ein alter Fischer mit seiner Tochter friedlich am 
Donaustrande, ohne mit jemand zu verkehren. Der Fächer 
gierig des Morgens seiner Arbeit nach und kehrte erst spät in 
der Nacht zurück. Da geschah es, dass er eines Tages bei seiner 
Rückkehr eine große Menge Leute vor seiner Hütte und am 
Strande fand. 
Neugierig fragte er, was hier geschehe«, sei und erfuhr mit 
Schrecken, dass der Donau fürst seine Tochter in die Tiefe, 
geschleppt habe. Der Fischer, betrübt über seiner, Verlust, ver¬ 
ließ seit diesem Vorfalle nicht mehr seine Hütte auf längere 
Zeit, sondern blieb immer in der Umgebung derselben. 
Einst in einer mondhellen, stürmischen stacht schwamm das 
Schifflein des Fischers noch mitten auf der Donau und darin 
stund der arme Fischer und blickte auf die wellige Oberfläche. 
In solchen Nächten zeigt sich der Donausürst denjenigen Menschen, 
rvelche nichts Geweihtes am Leibe tragen. Auch unserem Fischer 
zeigte er sich. 
Der Donaufürst, der mitten int Strome aufgetaucht war, 
hatte blaue, bis ins Waffer reichende Kopf- und Barthaare; er 
war mit purpurrothem Mantel angethan und auf den, Kopfe 
trug er seine dreieckige, muschelige Krone. Er fragte den Fischer, 
was er wünsche. Dies soll er gewöhnlich thun; er fragt jeden, 
dem er begegnet, um feinen Wunsch und stürzt ihn dann in die 
Tiefe hinab, wo er alles Gewünschte ftnden werde. Der Fischer 
sprach kein Wort, soi,der«, blieb stumm und blickte wehmüthig 
auf den Douaufürsten. Als dieser sich ihm näherte, nahm der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.