Volltext: Beiträge zur Künstlergeschichte der Passauer Maler Rueland Frueauf Vater und Sohn [7]

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JS2S Achtjehnter Jahrgang ljjest j 
Beiträge zur Künstlergeschichte der Paffauer Maler Rueland Frueauf 
Vater und Sohn 
Von Dr. Rudolf Guby-Wien 
I. 
Eine unbekannte Ansicht der Paffauer Feste 
Oberhaus aus 1,499 auf der Rückseite der 
Großgmainer Altarflügel 
In der von dem Salzburger Erzbischof Leonhard 
von Keutschach (1,495 —1519) neuerbauten Wall 
fahrtskirche zu „Unserer lieben Frau" in Großgmain 
nächst Reichenhall befinden sich die kunstgeschichtlich 
hochberühmtengroßen rechteckigen Tafelbilder (15ZX 
99 cm) mit Szenen auö dem Leben der hl. Maria, 
welche wohl sicher vom alten gotischen Flügelaltar 
stammen. Auf den Vorderseiten der Tafeln sind 
die Darstellungen der „Darbringung Christi im 
Tempel", „Christus als Knabe im Tempel", „Pfingst 
fest" und „Tod Mariä" gemalt. Auf den Rück 
seiten der Tafeln waren ebenfalls Begebenheiten 
auö dem Marienleben dargestellt, welche aber heute 
fast gänzlich zerstört sind; nur die eine Darstellung 
der „Heimsuchung" ist einigermaßen erkennbar erhalten 
(Bild 2 und 3),voneiner„BeschneidungChristi"(Bild4) 
und von einer „Anbetung der Könige" (Bild 5 und 6) 
sind Reste sichtbar, daö vierte Rückseitenbild ist völlig 
verloren. Dazu kommen Darstellungen deö Lalvator 
muncki und der Gottesmutter mit dem Kind. 
Das Bild der Heimsuchung ist auf der Rückseite 
der 1499 inschriftlich datierten Tafel der „Dar 
bringung Christi im Tempel" ausgemalt. (Bild 2). 
Links im Bilde steht eine Frau in dunkelbraunem 
Gewände mit weißem Kopftuch, vor ihr erkennt 
man die Reste einer dunkelgewandeten größeren 
Figur. Rechts im Bilde sind Bäume gemalt, links 
oben aber ist die wohlerhaltene Darstellung einer 
gewaltigen Burg wiedergegeben und diese enthüllt 
sich bei genauer Untersuchung als ein bis in die 
letzte Einzelheit getreues, mit virtuoser Beherrschung 
der Perspektive gemaltes Bild der Feste St. Jörgen- 
berg, genannt Oberhaus, in Paffau (Bild 1, 2 u. Z). 
Es ist das Bild der mittelalterlichen Burg und 
zwar von deren nach der Stadt zu schauenden Süd 
seite gesehen. Der Maler konterfeite dieselbe in der 
strengen Blickrichtung von West nach Ost. Die ganz 
rapid abfolgende perspektivische Verkürzung deö sich 
von West nach Ost hinziehenden Gebäudeblocks einer 
seits und der vogelschauartige Einblick in die Gelände 
falten und Felsstürze der Oberhäuser Leite ander 
seits lassen uns erkennen, daß sich der Standplatz 
des Malerö für seine Skizze nur wenige Meter 
außerhalb der Fluchtlinie des mittelalterlichen Burg- 
berings und zwar auf der Höhe der Burg selbst 
befunden haben muß. Diese Feststellung des Stand 
punktes führt uns zwingend, geradezu mit mathe 
matischer Präzision, in den westlich an die mittel 
alterliche Burg sich anschließenden, südlich über die 
Flucht des mittelalterlichen Burgberingö um rund 
acht Meter vorspringenden, sogenannten Schach- 
nerschen Saalbau (Bild 13,io), der zur Zeit 
der Entstehung deö Bildes (1499) gerade im Bau 
stand, und auf dessen Gerüsten oder von dessen 
nach Südosten gerichtetem Fenster des Rittersaals 
der Maler das Bild der Burg skizzierte. (Bild 13,so>
	        
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