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Werdegang eines Beobachtungs-
offiziers
hatte immer im Frieden schon mal fliegen wollen.
Aber cs war nie etwas daraus geworden. Denn
erstens watts mir zu teuer, und zweitens fehlten mir für
Protektions-Gratisflüge die entsprechenden Freunde und
sonstigen Schrittmacher bei der. Fliegerei. Einmal war ich
nahe daran. In meiner Heimatstadt hatte ein Sturzfiieger
ein Schaufiiegen angekündigt und hierfür durch die Zeitungen
einen Mitflieger gesucht. Ich meldete mich. Zur Besprechung
wurde ich in eine Bar bestellt. Dort lernte ich einen sehr
jungen, zitronenwassertrinkenden, stark selbsiüberzeugten,
großkarierten Herrn kennen, meinen Verabredungspartner.
Ich gab mich ihm als Mitflieger für nächsten Sonntag
zu erkennen und erhielt die kühle Antwort: „Wenden Sie
sich an meinen Manager." Damals sagte man noch „Mana
ger". Erstauntes „Warum?" meinerseits. Antwort: „Mein
Manager verlangt andere Preise als ich; ich begnüge mich
gewöhnlich mit fünfhundert Mark!" Ich staunte geräuschlos,
zahlte sein Zitronenwasser und meinen Whisky und empfahl
mich. Meine Flugpassion war groß, aber Knochenbrüche im
voraus zu bezahlen erschien mir witzlos.
Dann kam der Krieg. Ich wurde im September 1914
schwer verwundet und sollte nach einjährigem Lazarett
aufenthalt einen Heimatsposten erhalten, weil ich nicht mehr
reiten konnte. Nun war ein Hauptmann v. M. bei uns im
Lazarett, der als Beobachter abgestürzt war, und der uns die
Schönheiten des Fliegens in glühendsten Farben schilderte.