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Das nordöstliche Böhmen.
betrogen und warfen ihren Einkauf unter Schimpfen und Fluchen
weg. Wer ihn aber behielt, der war plötzlich reich geworden,
denn alles hatte sich in eitel Gold verwandelt. Rübezahl zeigte
sich ferner als Arzt, als Wurzelmann, als Schäfer, in der Mönchs
kapuze, als Bergmann, er half als Drescher und entschädigte sich
für seine Anstrengung dadurch, daß er die ganze Scheuer mit
nahm, er vermiethete sich als Holzschlüger und warf einem Junker
einen so gewaltigen Eichenstamm vor das Thor, daß der ganze
Ausgang verbarricadirt war, er säete den armen, vielgeplagten
Bauern Getreide und den reichen, hartherzigen Gutsbesitzern Un
kraut, er saß als großer Frosch am Wege und schwebte in Gestalt
einer rothen Kuh in den Wolken.
Rübezahl ist nicht nur ein Abbild Wuotans, Thors, des
Sonnengottes und anderer, er trägt nicht allein viele wesentliche
Züge der von allen Deutschen verehrten Götter, sondern er ist
auch eine specifisch schlesische Nationalgottheit, welche in der christ
lichen Zeit nicht zur Teufelsfratze mißbildet worden ist, sondern
als Schutzgeist des Gebirges fast göttliches Ansehen bis in unsere
Tage bewahrt hat. Auch die Eigenthümlichkeit der Natur des
Riesengebirges spiegelt sich in seinem Charakter wieder. Heiterer
Sonnenschein wechselt in den Bergen oft ganz nnvermuthet mit
Sturm und Unwetter, und mancher, der die Wanderung zur Schnee
koppe antritt, während das Firmament in reinster Bläue glänzt,
sieht sich plötzlich auf der Höhe des Gebirgskammes von dichtem
Nebel umhüllt, so daß er kaum die nächste Hecke von Zwergkiefern
erkennt. Und wie übermüthig und wie schnell wechselnd zeigen
sich erst die Launen des Wetters im Frühlinge, Herbste und
Winter! Bald flockt der Schnee herab in dichten Massen und hüllt
alles in ein weißes Gewand, dann blickt wieder die Sonne vom
reinen, wolkenlosen Himmel, und bald darauf erhebt sich ein Sturm
wind, der gewaltige Schneelawinen in die Tiefe wälzt und die
Wipfel der Bäume beugt, wie leichte Grashalme, die heftigste
Kälte wechselt wohl auch mit mildem Thauwetter, und bald schäumen
und tosen die niächtig angeschwollenen Sturzbäche und reißen in
ihrem ungestümen Laufe Felsblöcke und Steingerölle mit fort.
