Volltext: Die Mannschaft 1. Band (1. Band / 1936)

wir singen unser Programm dann nochmals vor unseren Offizieren 
im Leutnantszimmer. Da ist's ungezwungen, wir singen ganz prächtig. 
Eduard dirigiert vortrefflich, besonders den „Prinz Eugen", den er 
recht charakteristisch und farbig komponiert hat. wir ernten Beifall, 
der uns freut. Nachricht, daß Mackensen So Kni breit südöstlich War 
schau durchstieß und 100000 Rußen gefangen nahm. Ein bedeutender 
Schritt, von dem ich viel erwarte. Außerdem Libau von uns besetzt, 
Frontabkürzung. 
Es regnet jetzt unverdrossen in der Mitternacht. Unsere Ratze hat 
ihre Jungen verlassen. Das eine ist gestorben, das andere weint, wir 
haben's gefüttert und in eine Riste gesteckt. Da schreit's jetzt und will 
heraus zu uns. Sollen wir es mit in den Schützengraben nehmen; 
4- Mai. 
In der Nacht sind noch viele schwere warme Tropfen gefallen. Jetzt 
brütet aber die Sonne warm auf der Erde. Ich liege im Grase. Fliegen 
summen um meinen Becher Rakao. Ich las gestern noch, wie die Bel 
gier den Rongo zivilisiert haben; wiederum wurde mir bestätigt, daß 
der Todeskampf des Lebens begonnen hat. Es ist prächtig hier. Die 
weißen Blumen schlagen über mir zusammen und in den blühenden 
Bäumen das Gezwitscher der Vögel, das tönende Gitter des Frühlings. 
Ein Ruf löst den anderen ab, eine Farbe überspielt die andere, wie 
bunte Schmetterlinge, die sich begegnen. 
Vor dem pfarrhof ist ein Grab. Es geht die Sage, daß darin zwei 
Pioniere schlafen, die der Pfarrer erstach. Er wurde totgeschlagen und 
in die Latrine geworfen. Der Leutnant wohnt in seiner Stube, und da 
ist es, wo wir unsere abendlichen Ständchen sangen. 
Eduard ist recht müde von gestern abend. Ich habe ihn nun lieb 
gewonnen. Er ist sehr ehrlich gegen sich selbst; auch er erkannte in seiner 
Art das Ressentiment als die Wurzel des Übels und erforscht sich in 
seinem Tagebuch sehr streng. Rührend ist sein Gottsuchen. Er ist nun 
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