Volltext: Die Mannschaft 1. Band (1. Band / 1936)

auseinander. Vielleicht läßt sich etwas arbeiten heute. Der liebe gute 
Schnee wird schon wieder unangenehm, er taut auf und wässert uns wie» 
der ein, wie vor kurzem. In unserem Unterstand haben wir ein Roch- 
geschirr aufgestellt, das aller fünf Minuten voll ist. Auch nachts wird es 
jetzt wieder mit der Ruhe vorbei sein. Väterchen und ich gehen nach Mon 
tauban, Brennholz holen. Durch den Laufgraben, der ain hellen Tage 
passierbar ist. Dort kochen wir uns Ln einem Hause an einem Ramin einen 
Tee (jedes Haus ist entzwei), packen unsere mächtigen Bündel, Väterchen 
hat ein Heuseil, ich ein ledernes Halfterband zum Verschnüren, und wackeln 
fort. Es war beschwerlich, doch freute man sich, seine ausgeruhten Rräfte 
sich spannen zu sehen. Ich muß am Abend zum Essenholer,. Es will wegen 
des Schnees nicht dunkel werden, und so steigen wir einfach in das Sicht 
feld des Feindes, ohne, unbegreiflicherweise, beschossen zu werden. Die 
Feldküche keucht schon auf der Höhe hinter der Zuckerfabrik. Ein dicker 
Turm, der schräg von oben nach unten durchgebrochen ist, hohle Häuser 
fronten begrenzen den kriegerischen Horizont, wir spazieren mitten auf 
der Straße. Rechts und links im Straßengraben liegen tote Franzosen, 
beim Guillemonter Durchbruch von eigener Artillerie erschossen. Sie lie 
gen da mit krampfhaften Gebärden. Ihre Gesichter sind schon schwarz, 
doch schneeverkrustet, wieder wenig Post, H. hat angeblich keine Säcke 
dazu; wir müssen uns beschweren, denn ohne Post können wir hier nicht 
leben. In der Nacht schießt endlich mal wieder unsere Artillerie, aber nur 
leichte Schrapnells. Man hört deutlich die Kommandos. Gruppe Hüls- 
kamp muß dann nach Montauban, für den feudalen Unterstand Fockes 
Bretter holen, wir springen und hüpfen über's offene Schneefeld. Die 
Bretter, 7 Meter lang, sind bald da. Dann anstrengender Wachdienst, 
durch Galgenhumor gewürzt, wir sind wieder mal naß. Ich erwäge ernst 
lich, was besser sei, acht Tage Zuchthaus oder zwei ertrotzte Stunden 
Schlaf. 
Als um vier Uhr wieder vom „Herrn Leutnant" der Befehl kommt: 
„Gefechtsbereit!" (d. h. alles heraus, um den Schlamm auszuschöpfen), 
wird er nicht durchgegeben, und die Leute, die von zwei bis vier Uhr 
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