Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Mit einem blauen Auge 
Von Bruno Brehm 
sich der Artillerist nachts die Hosen ausziehen kann oder nicht, 
hängt von der Infanterie ab, die vorne ist. Im vierten Rriegsjahr hatte 
inan da so seine Erfahrungen. Mein Freund August, der Rommandant 
der Batterie Eins, schwor hoch und teuer, es gäbe Infanterieregimenter, 
hinter deren Linie er stets in Stiefeln schliefe. 
Damals, im Mai 1918, beim Aufmarsch zum letzten Durchbruchs, 
versuch, waren auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden Steirer vorne, 
wir konnten uns nach Augusts Meinung sogar ein Nachthemd gönnen 
und inzwischen die unvermeidlichen Läuse aus der Wäsche bügeln lassen. 
August und obendrein ein Nachthemd: das wollte etwas heißen, und 
außerdem schlief ich mit August zusammen in einer kleinen Baracke. 
Denn schon in den Manövern zur Friedenszeit hatte mich der gute August 
durch seine umständliche Art, sich zu waschen, in Raserei versetzt. Er 
hatte so eine Art, jede Fingerspitze und jedes Ohr umständlich einzuseifen, 
während des waschens hin. und herzutrippeln, dies zu ordnen, jenes 
zurechtzurücken, sich mit der Zahnbürste bis an den Gaumen zu fahren, 
ganze Lieder zu gurgeln und sich schamhaft hierhin und dorthin zu drehen, 
daß mir vom Zusehen schon übel geworden war. Er war der umständlichste 
Mensch und vielleicht gerade deshalb galt er weit und breit als der beste 
Artillerist. Sein Sperrfeuer saß wie angemessen, seine Richtmittel waren 
immer in bester Ordnung, er hatte etwas von jenem Zünftigen an sich, 
das die Artillerie feit ihrem Anbeginn gehabt und mit der Zeit schon fast 
verloren hatte.