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lingt es, durch wohlgezieltes Feuer einen deutschen
Flammenwerfertrupp niederzukämpfen. Und dann
ist der Morgen verflossen. Ein Morgen voller Ent
täuschung für die Franzosen in der Feste Vaux. Er
hat ihnen die erhoffte Befreiung nicht gebracht. Viel
leicht werden sie am Abend noch die horizontblauen
Uniformen anstürmen sehen, vielleicht ?
Raynal geht durch die Reihen, schreitet durch
Gänge und Kasematten, versucht zu trösten. Aber
wie kann er trösten, da er selbst nicht mehr an den
guten Ausgang dieses Ringens glaubt I Durst, Durst,
Durst!
Die Posten stehen müde, apathisch, übernächtig.
Kaum, daß der rasende Schlag der krachenden Gra
naten sie für Sekunden aufrüttelt. Dann lassen sie
wieder die Köpfe sinken, stützen sich gegen die Sand
sackbarrikaden, schlafen im Stehen, aber doch wach
im Unterbewußtsein. Der menschliche Organismus
kann die unerhörte Beanspruchung nicht mehr er
tragen und verlangt gebieterisch seine Ruhe. Das
Tier aber im Menschen, das Tier mit dem Urinstinkt,
wacht und belauert die Gefahr.
Auf dem Weg zur großen Mittelkasematte, in
der auch die Handgranaten aufbewahrt werden, trifft
Raynal einen seiner tüchtigsten Offiziere. Der junge
Leutnant geht ohne Kopfbedeckung und ohne Gas
maske, Verwünschungen ausstoßend, an seinem Vor
gesetzten vorbei. Er blickt nicht aus, er schreitet nur