Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Der Uebergang zur Geistesphilosophie. 
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das Individuum ist ein einzelnes natürliches Ding, das als solches der 
Gattung unangemessen ist und bleibt. Diese „seine Unangemessenheit 
zur Allgemeinheit ist", wie Hegel treffend sagt, „seine ursprüngliche 
Krankheit und der angeborene Keim des Todes"? Die Pro 
duction der Idee, vermöge welcher die Gattung sich selbst hervorbringt 
und zu sich selbst kommt, ist das Denken und dessen Subject der 
Geist, der aus dem natürlichen Individuum hervorgeht, indem dieses 
sich über sich selbst erhebt. „Das Denken als dies für sich selbst 
seiende Allgemeine ist das Unsterbliche; das Sterbliche ist, daß die 
Idee, das Allgemeine sich nicht angemessen ist." „Der Geist ist so 
aus der Natur hervorgegangen. Das Ziel der Natur ist, sich selbst 
zu todten und ihre Rinde des Unmittelbaren, Sinnlichen zu durch 
brechen, sich als Phönix zu verbrennen, um aus dieser Aeußerlichkeit 
verjüngt als Geist hervorzutreten." ^ 
Sechsundzwanzigstes Capitel. 
Der Uebergang zur Gristesphilosophre. 
I. Die Uebersicht. 
Unsere Darstellung der hegelschen Lehre ist zu einem Höhen- und 
Wendepunkt gelangt, von wo sich ein Ausblick auf und eine Umschau 
über das ganze System darbieten. Wir erinnern uns, mit welchem nach 
drücklichen Gewicht Hegel gleich beim Antritt seiner Laufbahn gefordert 
hat, daß die Philosophie wissenschaftlich, systematisch, methodisch sein müsse. 
Es giebt kein Wissen ohne die Form des Systems, kein System ohne 
die Form der Methode. Der Philosoph selbst hat in der Ausbildung 
seiner Lehre diese Forderungen Schritt für Schritt zu erfüllen gesucht und 
auf diesem Wege ein so umfassendes und methodisch entwickeltes, lehr- und 
lernbares System zu Stande gebracht, daß dieses sein Werk unter den 
gleichzeitigen Philosophien hervorragen mußte, unter den vergangenen 
aber mit keinem anderem in so zutreffender Weise verglichen werden 
konnte und verglichen worden ist, als mit dem des Aristoteles. Auch 
ist kein Zweifel, daß die hegelsche Philosophie als das umfassende und 
* Ebendas. § 369. S. 647. - - Ebendas. § 375. S. 691. Zus. S. 694 
u. 695.
	        
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