Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Die Geschichte der neueren Philosophie. 
l Ebendas. S. 224-236 (S. 230). 
Volk. „Es ist damit ein Ort in das Innerste des Menschen gesetzt 
worden, in dem allein er bei sich und bei Gott ist; und bei Gott ist 
er nur als er selbst, im Gewissen soll er bei sich zu Hause sein. Dies 
Hausrecht soll nicht durch andere gestört werden können, es soll niemand 
sich anmaßen darin zu gelten. Alle Aeußerlichkeit in Beziehung aus 
mich ist damit verbannt, ebenso die Aeußerlichkeit der Hostie; nur im 
Genuß und Glauben stehe ich in Beziehung zu Gott. Der Unter 
schied von Laie und Priester ist damit aufgehoben, es giebt keine Laien 
mehr." Damit ist die Hierarchie und das Papstthum aufgehoben: dir 
Herrschaft der Kirche über den Staat. 
Die Reformation wird die Quelle einer neuen Philosophie, welche 
nicht mehr, wie die Scholastik, von der Autorität beherrscht und ein 
geschränkt, auch nicht mehr, wie die philosophische Renaissance, von der 
Tradition geschult und gerichtet, sondern frei und unabhängig aus der 
eigenen Vernunft hervorgebracht sein will, diese Philosophie will auch 
erlebt, sie will auch Herzens- und Gemüthssache sein, wie die Religion, 
wie der Glaube/ 
Einundfünfzigstes Capitel. 
Die Geschichte der neueren Philosophie. 
I. Aufgabe und Gang der neueren Philosophie. 
Das Mittelalter war von Grund aus dualistisch gesinnt. Jene 
Gegensätze zwischen Religion und Natur, Gott und Welt, Jenseits 
und Diesseits, Kirche und Staat, feudaler Willkürherrschaft und Knecht 
schaft, vorgestellter und wahrer Wirklichkeit u. s. f., von denen das 
mittelalterliche Bewußtsein beherrscht war, wollen aufgelöst sein. Darin 
besteht das Thema der neueren Philosophie. In Ansehung des 
Menschen handelt es sich um das Verhältniß seiner äußeren und 
inneren Natur: um die Auflösung der Gegensätze zwischen Noth 
wendigkeit und Freiheit, wirkenden Ursachen und End 
ursachen, Leib und Seele. Der umfassendste aller Gegensätze ist der 
zwischen Denken und Sein (eingebildeter und wahrer Wirklichkeit). 
Die Auflösung dieses Gegensatzes geschieht in den beiden Haupt 
formen des Realismus und Idealismus. Die realistische Auf-
	        
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