Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

1084 Die Geschichte der griechischen Philosophie. 
und dasselbe System gelten; daher hat man die alexandrinische Philo 
sophie auch eklektisch genannt, was zuerst Brücker gethan hat, dann 
in besserem Sinn die Franzosen, bei denen eklektisch das Gegentheil 
von systematisch bedeutet, systematisch aber so viel wie einseitig. 
Der eigentliche Philosoph der intelligibeln Welt ist und bleibt für 
alle Zeiten Plato, daher wird von seiten der religiösen Philosophie 
sowohl die pythagoreische als die aristotelische Philosophie unter dem 
Gesichtspunkte der platonischen aufgefaßt, die deshalb auf das ganze Ge 
biet dieser religiösen Vorstellungsarten ihre Herrschaft erstreckt. Darum 
hat Hegel diese religiöse Philosophie in ihrem weitesten Umfange, der 
auch die philonische, die kabbalistische und die gnostische Lehre unter 
sich begreift, als neuplatonische Philosophie bezeichnet. 
Da die Welt aus Gott hervorgeht und von ihm, der Alles in 
Allem ist, durchdrungen und beseelt wird, so hat die Gottes- und 
Weltanschauung der religiösen Philosophie einen pantheistischen 
Charakter. Da aber Gott der absolut Jenseitige, Erhabene und Gute 
ist, so kann der Uebergang Gottes zur Welt nur als eine Ver 
schlechterung Gottes, d. h. nicht als Evolution, sondern als Ema 
nation betrachtet werden, weshalb die pantheistischen Anschauungen 
der religiösen Philosophie den Charakter der Emanationslehre haben. 
Endlich handelt es sich in dem göttlichen Weltprocesse um drei Haupt- 
momente, nämlich um das Wesen Gottes, die Welt in ihrem abwärts 
gerichteten Stufengange, und die Vereinigung der menschlichen Seele 
mit Gott: diese göttliche Trias steht zu der Dreieinigkeit der christ 
lichen Gottesidee im Verhältniß sowohl der Parallele als der Ent 
gegensetzung? 
1. Philo. 
Der Erste, in welchem diese Verbindung zwischen der orientalischen, 
näher der jüdischen Religion und der griechischen Philosophie, zwischen 
Moses und Plato uns entgegentritt, ist der gelehrte Jude Philo 
in Alexandrien, der, ein älterer Zeitgenosse Jesu, nach Rom gesendet 
wurde, um vor dem Kaiser Caligula die Juden gegen die Anklagen 
des Apion zu vertheidigen. Um die Uebereinstimmung der heiligen 
Schriften mit der griechischen, insbesondere der platonischen Philo 
sophie darzuthun, lehrte er, daß in jenen außer dem wörtlichen und 
buchstäblichen noch ein tieferer, mystischer und allegorischer Sinn ent- 
Hegel.- Werke. XV. S. 1—16.
	        
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