Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die griechisch-römische und die alexandrinische Philosophie. 1083 
- Ebendas. S. 501-517. 
der Unerschütterlichkeit des Skepticismus ihren Gipfel erreicht hat. 
„Die nächste Stufe, welche das Selbstbewußtsein erreicht, ist, daß 
es ein Bewußtsein über das erhält, was es so geworden oder ihm 
sein Wesen zum Gegenstände wird." „Diese Innerlichkeit des Geistes 
bei sich selbst baut sich nur in sich eine Idealwelt auf, legt den Grund 
und Boden der Jntellectualwelt, eines Reiches Gottes, das zur 
Wirklichkeit herabgekommen und in Einheit mit ihr ist." Das ist der 
Standpunkt der alexandrinischen Philosophie? 
II. Die alexandrinische Philosophie. 
Das Grundthema und die Grundrichtung dieser dritten und letzten 
philosophischen Periode des griechischen Alterthums ist religiös, 
bedingt sowohl durch das eigene Resultat, welches die griechisch- 
römische Philosophie im Stoicismus, Epikureismus und ganz besonders 
im Skepticismus gezeitigt hat, als durch die gleichzeitige Epoche des 
weltumgestaltenden Christenthums, mit dem sie gegensätzlich wetteifert. 
Der Hauptschauplatz dieser religiösen Philosophie, namentlich ihrer 
Anfänge und Ursprünge, ist Alexandrien im Mittelpunkt des alexan 
drinischen Weltreichs, der griechisch-orientalischen Welt, der ägyptischen 
Herrschaft der Ptolemäer, welche in Alexandrien die berühmte Bibliothek 
und das Museum, eine Art Akademie der Wissenschaften, gegründet, 
auch die griechische Uebersetzung der alttestamentlichen Schriften durch 
die siebzig Dolmetscher (die sogenannte Septuaginta) veranlaßt haben. 
Die beiden anderen Mittelpunkte philosophischer Schulen und Be 
strebungen sind Athen seit den Tagen des Anaxagoras und Rom 
seit jener philosophischen Gesandtschaft, bei welcher auch Karneades war. 
Der Gegenstand dieser religiösen Philosophie ist Gott und das 
göttliche Weltall, das in ihm wurzelt, von ihm abstammt, aus ihm 
hervorgeht: die Welt in Gott, die intelligible Welt. Es giebt in der 
altgriechischen Philosophie drei Systeme, welche von der Idee des gött 
lichen Kosmos erfüllt waren: das pythagoreische, das platonische und 
das aristotelische. Wie verschieden nun auch jene Systeme sind und 
waren, so erscheinen sie im Lichte dieser neuen religiösen Philosophie 
als im Wesentlichen identisch und werden in diesem Sinne erneuert 
und verschmolzen: so entstehen eine neupythagoreische, neuplatonische, 
neuaristotelische Philosophie, welche der religiösen Philosophie für ein
	        
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