Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

1082 Die Geschichte der griechischen Philosophie. 
- Ebendas. S. 491—500. 
Gleichheit und Uebereinstimmung in der Beschaffenheit der wahr 
nehmenden oder erkennenden Subjecte kann von einer übereinstimmen 
den Erkenntniß, d. h. von einer objectiven Wahrheit nicht die 
Rede sein; nun aber besteht die größte Verschiedenheit der thierischen 
und menschlichen Organisation, der menschlichen Individuen, der Sinne 
und Sinnesorgane, der Dispositionen, d.- h. der Umstände und Zu 
stände des subjektiven Erkennens. Von diesen Verschiedenheiten handeln 
die vier ersten Tropen; der siebente und zehnte betrifft die Verschieden 
heit der Objecte, der natürlichen und ethischen Dinge (Gewohnheiten, 
Sitten, Gesetze); der fünfte, sechste, achte und neunte betreffen das 
Verhältniß beider Seiten und zeigen, daß sich das Object nicht an 
sich, sondern in Beziehung auf anderes darstellt/ 
Die fünf neueren, durch ihre Bedeutung, Schärfe und Anord 
nung ausgezeichneten Tropen betreffen die Verschiedenheit der 
Meinungen («nd r?jc Sta^wvta?), wozu auch die philosophischen 
Meinungen und Systeme gehören, den endlosen Progreß des Be 
gründens (ij sic arcsipov sxjmöai?), das Verhältniß oder die Rela 
tivität der Bestimmungen (ä «7:0 toö 7rpöc tt), die Voraussetzung 
(6 ujto&soecoc) und die Gegenseitigkeit oder den Cirkelbeweis 
(StdXXYjXoc). 
Alle diese Tropen treffen die dogmatische Philosophie, die, in 
welcher Form es auch sei, Etwas als Ding an sich gelten läßt, dem 
kein Sein an sich zukommt. 
Als besonders wichtig hebt Hegel zwei dieser Tropen hervor: 
den endlosen Progreß und die Voraussetzung; die Voraussetzung 
ist entweder unbewiesen oder zu beweisen, im ersten Fall ist sie Axiom, 
im zweiten führt sie in den endlosen Progreß. 
Die unbewiesene und unbeweisbare Voraussetzung hat den Stand 
punkt des unmittelbaren Wissens zu seiner Folge, der von Grund 
aus der philosophischen Erkenntniß widerstreitet und von dieser ver 
neint und bekämpft wird; der endlose Progreß aber widerstreitet der 
philosophischen Methode der logischen oder dialektischen Entwicklung 
auf Schritt und Tritt und wird auf Schritt und Tritt von dieser 
überwunden: daher die Bedeutung, welche Hegel diesen beiden Tropen 
beilegt. 
Das Gesammtresultat der griechisch-römischen Philosophie ist diese 
abstracte Freiheit des Selbstbewußtseins, die alles verschlungen und in
	        
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