Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die bestimmte Religion, 
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die vielen besonderen Zwecke einem einzigen unterordnet und unter 
wirft. Dieser eine Haupt- und Endzweck ist der Staat, die Herr 
schaft, die Weltherrschaft; diese Religion ist die römische, welche, 
da sie es durchgängig mit Zwecken und deren Realisirung zu thun hat, 
Hegel die Religion der Zweckmäßigkeit oder des Verstandes nennt und 
als solche kennzeichnet. 
Da die römische Religion ihre Zwecke ebenfalls vergöttert, so ist 
sie in diesem Sinn auch eine „Religion der Vielheit", aber ihre Götter 
sind nicht theoretische, sondern praktische Götter, nicht poetische, 
sondern prosaische, nicht heitere, sondern trockene und ernsthafte, denen 
alle ideale Schönheit abgeht. Daher sind diese beiden Religionen 
grundverschieden, und es ist grundfalsch, sie als gleichwerthig oder 
innerlich gleichartig zu nehmen. Dionysius von Halikarnaß hat beide 
Religionen miteinander verglichen und der altrömischen den Vorzug 
gegeben, weil sie zwar Tempel, Altäre, Opfer, Feste und Spiele, aber 
keine Mythen von der skandalösen Art der griechischen habe. Cicero 
hält seine Römer für das frömmste Volk, weil sie alles mit Religion 
thun, überall an die Götter denken, den Göttern für alles danken, 
die Religion in allen Verhältnissen als die bindende Macht ansehen, 
weshalb er auch religio von religare herleitet. 
Die Hauptgottheit ist Roma, die Stadt und der Staat, die 
Herrschaft Roms über die Individuen und die Völker, die sich personi- 
ficirt in Jupiter, dem Gotte des Himmels und aller Himmelserschein 
ungen, welche besondere Arten dieses Jupiter sind, wie Jupiter plu- 
vius u. s. f., Jupiter 0apito1inu8 ist der Gott der römischen 
Weltherrschaft, der eigentliche römische Herrgott, der sich auch wieder 
in viele Arten verzweigt und abstuft, wie Jupiter Pistor u. s. f. Es 
giebt an die dreihundert Joves? 
Alle römischen Götter und Göttinnen sind vergötterte Praktische 
Zwecke, die es mit der allgemeinen und Particulären Wohlfahrt zu 
thun haben, weshalb Hegel die römische Religion überhaupt eine 
Glückseligkeitsreligion nennt. Die Münze ist ein sehr wichtiges 
und wohlthätiges Verkehrsmittel: daher die Juno Moneta. Das Wohl 
ergehen des Staats ist eine Sache des günstigen Schicksals: daher 
Fortuna publica. Das Gedeihen der Heerden und des Futters gewährt 
die Göttin Pales: daher werden ihr zu Ehren die Palilien (Palilia) 
Hegel. XII. S. 156-168, S. 177.
	        
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