Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die bestimmte Religion. 
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- Ebendas. S. 127-186 (S. 134). 
Berhängniß, wie die des Achill über seinen frühen Tod, ist einfach 
und hat nichts gemein mit dem ganzen Geschlecht verdrießlicher 
Empfindungen, die in der modernen Welt über allerhand versuchte 
und verfehlte Zwecke ihr Wesen treiben. Ja, das alles gleichmachende 
Fatum, wie es die Alten vorstellen, dieser Weltostracismus entwurzelt 
im Grunde den Neid, der das Leben sich und anderen vergiftet. Da 
das Schicksal neidisch ist, so brauchen es die Menschen nicht zu sein. 
Das Fatum ist begrifflos und blind. Was es verhängt, ist, wie es ist; 
alle verdrießlich machende Reflectirerei darüber hilft und führt zu nichts. 
Das tragische Schicksal ist die einleuchtende, darum auch ver 
söhnte und versöhnende Nothwendigkeit, es ist kein Verhängniß, sondern 
die Gerechtigkeit, welche aus dem Kampf der berechtigten Leiden 
schaften Orafb}) heroischer Charaktere durch den Untergang der Indi 
viduen die Einheit und Harmonie der sittlichen Mächte wiederherstellt, 
wie es die oft erwähnten Beispiele der Antigone, des König Oedipus 
u. s. f. uns vor Augen stellen. Hegel erwähnt hier auch den Hippolyt, 
der nur die Diana verehrt, die Aphrodite aber und den Eros ver 
achtet, die sich durch die Phädra an ihm rächen. Darum war es, 
wie Hegel richtig bemerkt, von seiten Racines „eine Albernheit", dem 
Hippolyt eine andere Liebschaft (die zur Aricia) anzudichten, die nicht 
dem griechischen, sondern nur dem französischen Hippolyt zukommen kann? 
Der Cultus als Dienst besteht in den Opfern und Opfermahlen, 
in dem Genuß der Göttergaben, im Essen und Trinken und dem 
dadurch erhöhten Gefühle geistiger Kräftigkeit. „Essen heißt opfern und 
opfern heißt selbst essen." Nichts ist peinlicher als die Fassung letzter 
und endgültiger Entschlüsse unter schwierigen und bedenklichen Umständen. 
Der Cultus löst diese Schwierigkeiten und trifft die Entscheidung durch 
die Orakel und Götterzeichen; diese Zeichen sind äußerlich und un 
bestimmt, sie wollen erklärt und gedeutet sein, was auch durch den Cultus 
geschieht, durch die Göttersprüche doppelsinniger und zweideutiger Art. 
Der Cultus als Dienst vollendet sich in der öffentlichen Feier, in den 
Tempeln und Tempelbildern, in den Festen und Spielen. „Der 
Cultus ist nicht Entsagung, nicht Aufopferung eines Besitzes, einer 
Eigenthümlichkeit, sondern der idealisirte, theoretisch-künstlerische Genuß. 
Freiheit und Geistigkeit ist über das ganze tägliche und unmittelbare 
Leben ausgebreitet, und der Cultus ist überhaupt eine fortgehende
	        
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