Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die bestimmte Religion. 
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Zusammenhang zwischen dem Mittel und dem Erfolge nicht erkannt 
wird. In diesen drei Momenten besteht das Princip der Zauberei. 
„Zauberei ist überall, wo dieser Zusammenhang nur da ist, ohne be 
griffen zu sein." Damit erschließt sich die unendliche Menge der 
Zaubermittel und „das ungeheure Thor des Aberglaubens". Daß 
die indirecte Zauberei zwischen den Willen des Subjects und seinen 
Zweck die Dinge das Zaubermittel einschiebt, vergleicht Hegel mit jener 
äußeren Zweckmäßigkeit und Dienstbarkeit der Mittel, welche er in 
seiner Logik die List der Vernunft genannt hatte? 
Durch die Zauberkraft, die ihm zugeschrieben wird, steigert sich 
das Zaubermittel zu einem Object von religiöser Bedeutung, es wird 
zum Götzen oder Idol gemacht, was die Portugiesen mit dem Worte 
Fetisch bezeichnet haben. So entsteht aus der Religion der Zauberei 
der Fetischismus, die niedrigste Stufe des Götzendienstes, die bei 
den Negern in Afrika einheimisch ist; und da der Wille des Subjects 
(des Zauberers) in der rohen und zuchtlosen Willkür besteht, so kaun 
jedes beliebige Ding zum Fetisch gemacht und, wenn es den Dienst 
nicht thut. sogleich weggeworfen werden. Eine besondere Art des 
Fetisch sind die lebendigen Dinge, namentlich die Thiere, die für nütz 
lich gelten, wie z. B. die Schlangen: so entwickelt sich aus dem 
Fetischismus der Thierdienst (Schlangencultus). Oder es sind die 
Geister der Verstorbenen, die zum Fetisch gemacht und durch Be 
schwörung zu irgend welcher Dienstbarkeit gezwungen werden: so entsteht 
aus dem Fetischismus der Todtendienst und als Familien-Todtendienst 
der Ahnencnltus. Auch die Reste der Leichen, wie die Knochen, können 
zum Fetisch gemacht werden und als Zaubermittel dienen: so keimt 
schon im Fetischismus der Reliquiencultus. Endlich kann es nicht 
ausbleiben, daß mit der Erhöhung und typischen Befestigung der 
Fetischobjecte auch die Stellung der Zauberer und ihr Verhältniß zu 
den Idolen erhöht und befestigt wird: die Zauberer erscheinen nun dem 
Range nach als die Ersten ihres Volks, als die Fürsten, Regenten, 
Priester, denn Priesterthum und Fürstenthum fallen hier jedenfalls 
zusammen. So keimt schon im Fetischismus das Priesterthum und 
die Priesterherrschaft. „Die Neger, die solche Zauberer haben, die nicht 
zugleich Regenten sind, binden sie und prügeln sie, bis sie gehorchen, 
wenn sie nicht glauben wollen, nicht dazu aufgelegt sind." 
Vgl. oben Buch II. Cap. XXI. S. 551.
	        
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