Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Der Begriff der Religion. 
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* Ebendas. A. Von Gott. S. 88—98. — 2 Ebendas. B. Das religiöse Ver 
hältniß. S. 98-206. — 8 Ebendas. S. 110 u. 111. 
immer Einheit, aber es kommt ganz allein auf die Arten und Weisen 
der Bestimmung dieser Einheit an: diese Bestimmung der Einheit 
wird übersehen, und eben damit gerade das, worauf es ankommt."' 
Die absolute Einheit oder Gott als das All-Eine will so bestimmt 
sein, daß nicht bloß Gott ist, sondern auch die Religion, nämlich 
das Verhältniß des menschlichen Bewußtseins zu Gott, das Verhältniß 
von Geist zu Geist, welches aller Religion zu Grunde liegt: nicht 
bloß „Gott", sondern auch „das religiöse Verhältniß"? 
Um die Nothwendigkeit des religiösen Standpunktes festzustellen, 
darf man sich nicht auf die problematische Thatsache berufen, daß alle 
Völker Religion haben, und daß die Wohlfahrt der Individuen, 
Staaten und Völker stets auf der Bewahrung der religiösen Gesinn 
ungen und Sitten beruhen. Mit solchen Redensarten, wie „alle" 
und „stets", läßt sich nichts beweisen, da ihre Thatsächlichkeit fraglich 
ist und bleibt. Die Religion, d. i. der religiöse Standpunkt oder 
das religiöse Verhältniß muß aus dem Wesen Gottes selbst hervor 
gehen, was nur möglich ist, wenn Gott nicht mit Spinoza als die 
absolute Substanz, nicht mit Schelling als die absolute Indifferenz, 
sondern mit Hegel als das absolute Subject gefaßt wird, welches 
sich in sich unterscheidet und entwickelt, darum in der Entwicklung der 
Welt, in Natur, Staat und Weltgeschichte erscheint und sich offenbart. 
„Diese Erscheinung des göttlichen Lebens ist aber selbst noch in der 
Endlichkeit, und die Aufhebung dieser Endlichkeit ist der religiöse 
Standpunkt, auf welchem Gott als die absolute Macht und Sub 
stanz, in welche der ganze Reichthum der natürlichen wie der geistigen 
Welt zurückgegangen ist, Gegenstand des Bewußtseins ist." „Dieses, 
das göttliche Leben in der Weise der Erscheinung, in der Form der 
Endlichkeit, ist in jenem ewigen Leben in seiner ewigen Gestalt und 
Wahrheit, sub specie aeterni angeschaut." 3 
2. Die religiöse Gewißheit und Wahrheit. Gefühl, Anschauung, Vorstellung. 
Das religiöse Verhältniß ist die Beziehung zwischen Gott und 
dem menschlichen oder subjectiven Bewußtsein; in dieser Beziehung be 
steht das Gottesbewußtsein oder der Gottesglaube. Kein Bewußtsein 
ohne Selbstbewußtsein und Selbstgewißheit. Daß wir Gottes so gewiß 
sind, wie des eigenen Selbstes: darin besteht die religiöse Gewißheit.
	        
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