Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

'950 
Die Philosophie der Religion. 
Daß Kant das Erkenntnißvermögen erst habe prüfen, dann 
brauchen wollen, vergleicht Hegel mit dem „Gascogner", der erst 
schwimmen lernen und dann ins Wasser gehen wollte? 
II. Die Formen des religiösen Bewußtseins. 
1. Gott und das Verhältniß zu Gott. 
Es giebt nicht zweierlei Vernunft und zweierlei Geist, weshalb 
der göttlichen Vernunft und dem göttlichen Geist die menschliche Ver 
nunft und der menschliche Geist nicht als etwas wesentlich Anderes 
gegenübergestellt werden kann, wenigstens nicht aus philosophischen 
Gründen. Und von solchen ist hier allein die Rede. Gott ist Alles 
in Allem, er ist das All und das Eine, außer welchem nichts ist. 
Versteht man nun unter dem All den Komplex von allem Existiren- 
den, nämlich alle Dinge in ihrer Einzelnheit, so wird aus dem Satz, 
daß Gott Alles in Allem sei, daß er das All-Eine, das Eine Absolute 
sei, die Vorstellung, daß Alles Gott sei. Diese Vorstellung heißt 
Pantheismus, und nun sagt man, daß alle speculative Philosophie 
ein solcher Pantheismus sei und sein müsse. Ein solcher Pantheismus 
aber ist eine confuse und absurde Vorstellung, welche zu bejahen nie 
einer Philosophie, nie einer Religion, nie einem Menschen überhaupt 
in den Sinn gekommen ist. Die Eleaten haben den einzelnen Dingen 
alles wahrhafte Sein abgesprochen und von dessen Gegentheil (Nicht 
sein) erklärt, daß es in Wahrheit nicht existire. Aus der Bejahung 
des All-Einen folgt keineswegs, daß Alles Eines und darum der Unter 
schied zwischen dem Guten und Bösen aufgehoben sei, was man dem 
Pantheismus und Spinozismus zum Vorwurfe macht. Der Vorwurf 
ist grundfalsch. Spinoza hat die Nichtigkeit des Bösen erklärt, und 
dies ist die erhabenste Moral. Keine Philosophie der Welt ist Pan 
theismus in jenem vulgären und vernunftwidrigen Sinn, aber alle 
Philosophie ist Einheitslehre. „Die ganze Philosophie ist nichts 
anderes als das Studium der Bestimmungen der Einheit, ebenso ist 
die Religionsphilosophie eine Reihenfolge von Einheiten, immer die 
Einheit, aber so, daß diese immer weiter bestimmt ist." „Die Haupt 
sache ist der Unterschied dieser Bestimmung. Die Einheit Gottes ist 
(S. 357—535.) Dazu Ausführungen des teleologischen und ontologischen Be 
weises aus den Vorlesungen der Jahre 1827 und 1831. (S. 535—583.) 
1 Bd. XI. S. 53 u. 54. Ueber das Unzutreffende dieser Vergleichung s. dieses 
Werk. (Jubil.-Ausg.) Bd. IV. Kant I. (4. Aufl.) Buch I. Cap. I. S. 12 u. 13.
	        
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