Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

902 Die Aesthetik ober die Philosophie der schönen Kunst. 
- Ebendas. S. 125—143 (S. 129 u. 180). 
Vergleichbar: jene gestaltet die schwere Malerei, diese den flüchtigen 
Ton. Mit der Malerei ist der Vergleichungspunkt und die Ver 
wandtschaft schon erklärt. Keiner Kunst steht die Musik näher als der 
Poesie: ihr Material ist die Empfindung und der Ton. das der Poesie 
ist die Vorstellung und das Wort; beide Künste entfalten ihre Dar 
stellung in der Zeit und können deshalb ihre Gegenstände in der 
Reihenfolge verschiedener Zustände, d. h. successiv zur Anschauung 
bringen, sie wenden sich, abgesehen von der Poesie als dramatischer 
Kunst, nur an das Gehör, diesen zweiten theoretischen Sinn, der höher 
ist und tiefer dringt als das Gesicht, denn er macht vernehmbar, wohin 
kein Auge dringt: das innerste Selbst. „Die Hauptaufgabe der 
Musik wird deshalb darin bestehen, nicht die Gegenständlichkeit selbst, 
sondern im Gegentheil die Art und Weise wiederklingen zu lassen, 
in welcher das innerste Selbst seiner Subjectivität und ideellen 
Seele nach in sich bewegt ist." „Was wir in Gemälden vor uns 
haben, sind objective Erscheinungen, von denen das anschauende Ich als 
inneres Selbst noch unterschieden bleibt. Man mag sich in den Gegen 
stand, die Situation, den Charakter, die Formen einer Statue oder 
eines Gemäldes noch so sehr versenken und vertiefen, das Kunstwerk 
bewundern und darüber außer sich kommen, sich noch so sehr davon 
erfüllen — es hilft nichts — diese Kunstwerke sind und bleiben für 
sich bestehende Objecte, in Rücksicht auf welche wir über das Verhält 
niß des Anschauens nicht hinauskommen. In der Musik aber fällt 
diese Unterscheidung fort. Ihr Inhalt ist das an sich selbst Subjcctive, 
und die Aeußerung bringt es gleichfalls nicht zu einer räumlich 
bleibenden Objectivität, sondern zeigt durch ihr haltungsloses, freies 
Verschweben, daß sie eine Mittheilung ist, die, statt für sich selbst 
einen Bestand zu haben, nur vom Innern und Subjectiven getragen 
und nur für das subjective Innere da sein soll."^ 
Weil die Musik das subjective Innere, d. h. das Gemüth nicht 
durch anschauliche Gestalten, auch nicht durch Vorstellungen und Worte, 
sondern unmittelbar darstellt und ebendeshalb auch unmittelbar 
ergreift, indem sie es ertönen läßt: darum ist sie nicht bloß eine 
der romantischen Künste, sondern „die eigentliche romantische 
Kunst". Die nächste Besonderung der subjectiven Innerlichkeit sind 
die Empfindungen, diese bilden die eigenthümliche Sphäre des 
musikalischen Ausdrucks: alle Nüancen der Fröhlichkeit und Heiterkeit,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.