Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die Lehre von den Kunstformen. 
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Lieblichkeit vollendeten Schönheit sich kundgiebt. Man liest in ihrer 
Gestaltung das Schicksal, das ihnen bevorsteht und dessen Entwicklung 
als wirkliches Hervortreten jenes Widerspruchs der Geistigkeit und des 
sinnlichen Daseins die classische Kunst selber ihrem Untergange ent 
gegenführt/ 
Das classische Ideal in diesen seinen allgemeinen Grundzügen dar 
zustellen, ist unter den besonderen Künsten vor allen anderen die 
Skulptur geeignet, hauptsächlich die ältere strengere, erst die spätere 
geht zu einer vermehrten dramatischen Lebendigkeit der Situationen 
und Charaktere fort? 
Vermöge seiner Individualität und Bestimmtheit unterscheidet 
sich das classische Ideal nothwendig in eine Vielheit von Gestalten, 
welche den Kreis der besonderen Götter ausmachen, die Hauptgötter 
sind die Hauptmächte der Welt, die herrschenden. Diese Mächte greifen 
in einander und können nicht dergestalt getrennt und abgegrenzt werden, 
daß sie ein System bilden, daher ist auch der Kreis der besonderen 
Götter kein Göttershstem, dessen einzelnen Theile die einzelnen Götter 
repräsentiren oder bedeuten: dann wären sie keine Götter, sondern 
Allegorien; daher sind auch die Götter, obwohl verschieden, einander 
ähnlich, denn jeder ist in seiner Art das Ganze. So erscheinen neben 
Zeus Poseidon und Hades, Apollo und Hermes, Dionysos und Ares, 
und neben der Here (Juno) Demeter (Ceres) und Athene, Artemis 
(Diana) und Aphrodite mit dem Eros, dem kleinen Amor, der als 
kosmogonische Macht ein Titan war. 
Die einzelnen Götter unterscheiden sich durch ihre individuellen 
Schicksale, Erlebnisse und Handlungen, die aus der symbolischen 
Tradition oder aus localen Beziehungen oder aus ihrem Verhalten 
zur Familien- und Volksgeschichte als Familien- und Stammgötter 
herrühren. Von symbolischer Herkunft sind z. B. die Geschichte vom 
Kronos, der seine Kinder verschlingt, von der Geburt des Zeus, vom 
Raub und Schicksal der Proserpina u. s. f? 
3. Die Auflösung der classischen Kunstform. 
Wir haben schon des Schicksals gedacht, das über den Göttern 
schwebt und sich in jenem Hauch und Duft der Trauer verräth, der 
auf ihrer Erscheinung ruht. Auch ihr Anthropomorphismus ist 
nur Schein und nicht wahrhaft wirklich, so daß zwischen diesen Göttern 
> Ebendas. S. 69-78. — 2 Ebendas. S. 79. — 3 Ebendas. S. 86-99.
	        
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