Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Die Lehre von den Kunstformen. 
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* Ebendas. S. 53-64. - - Ebendas. S. 60-65. 
Entwicklungsgänge eine Reihe von Schicksalen, die sie nicht bloß be 
deuten, sondern erleben. So gestaltet sich die ephesische Diana zur 
griechischen Artemis. „In gleicher Art wird Aphrodite, jemchr man 
ihren Ursprung nach Asien hin versolgt, desto mehr zur Naturmacht; 
kommt sie ins eigentliche Griechenland herüber, so kehrt sich die geistig 
individuellere Seite des Liebreizes, der Anmuth, der Liebe heraus, 
der es jedoch an einer Naturgrundlage keineswegs fehlt." x 
In demselben Maße, wie im Gebiete des classichen Ideals die 
Menschengestalt erhöht wurde, mußte die Thiergestalt herabgesetzt 
werden; auch wird sie im classischen Ideal nicht wieder erhöht und zu 
etwas Heiligem gemacht, wohl aber aufbewahrt und den Göttern 
untergeordnet oder beigefügt als ein Symbol, als ein Zeichen oder 
Attribut: so verhält sich zum Jupiter der Adler, zur Juno der 
Pfau, zur Venus die Taube, zum Hades der Hund (Anubis), der 
Wächter der Unterwelt? 
2. Das Ideal der classischen Kunstform. 
Wir kennen das Thema des classischen Ideals: sein Inhalt ist 
die menschliche Individualität in ihrer vollen Kraft und Freiheit, eben 
darin besteht auch seine Form; diese Einheit von Inhalt und Form 
ist es, die den Grundcharakter des classischen Ideals ausmacht, welches 
daher nicht gegeben sein kann, sondern, wie alles Freie, entwickelt sein 
will; es setzt die symbolische Kunstform und die orientalischen Traditionen 
voraus; aber zu dem, was es in Wahrheit ist, kann es nur dichterisch 
und künstlerisch gemacht werden, was durch die Griechen geschehen ist, 
nur durch sie. „Indem nun das classische Ideal wesentlich erst durch 
solche Umbildung des Früheren zu Stande kommt, so ist die nächste 
Seite, die wir daran herausstellen müssen, die, daß es aus dem Geiste 
erzeugt ist und deshalb in dem Innersten und Eigensten der Dichter 
und Künstler seinen Ursprung gefunden hat." Daß Homer und Hesiod 
den Griechen die Götter gemacht und die orientalischen Religionen den 
Stoff dazu geliefert haben, sind zwei Ansichten, die sich sehr wohl ver 
einigen lassen und auch in Herodot vereinigt sind; wenn man nur 
Stoss und Form, Tradition und Umgestaltung richtig unterscheidet. 
„Diese entgegengesetzten Aussprüche haben in neuerer Zeit, besonders 
in Beziehung auf Creuzers Bemühungen Interesse gewonnen, der im 
Homer z. B. alte Mysterien und alle die Quellen aufzufinden sucht,
	        
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