Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

812 Die Aesthetik oder die Philosophie der schönen Kunst. 
1 Hegels Werke. X. Abth. I. S. 118-137. (S. 131 u. 182.) 
Gegenstand innerlich macht, und von dieser zum begreifenden Denken 
fortschreitet. Der sein Wesen in voller Freiheit anschauende Geist ist 
die schöne oder ästhetische Kunst, der sein Wesen andächtig vor 
stellende ist die Religion im engeren Sinne des Wortes, der sein 
Wesen denkend begreifende und erkennende, ist die Philosophie. Dem 
gemäß gliedert sich die Sphäre des absoluten Geistes in die drei Sphären 
oder Stufen der schönen (ästhetischen) Kunst, der Religion und der 
Philosophie, also die Wissenschaft vom absoluten Geist in die drei 
Sphären oder Stufen der Kunstphilosophie (Aesthetik), der Reli 
gionsphilosophie und der Philosophie der Geschichte der Philo 
sophie, welche letztere das ganze System vollendet und dadurch zu 
einer Bedeutung und Stellung gelangt ist, welche sie erst im Lichte 
der hegclschen Lehre gewonnen hat und nunmehr mit Recht behauptet. 
Der absolute Geist ist „die Wahrheit des endlichen", denn er ist 
dessen bewegender Grund und Zweck. In diesem Sinn ist der ab 
solute Geist gleich dem Göttlichen oder gleich Gott als dem Urwesen 
und schöpferischen Urgründe der Welt. Wie sich der Weltgeist in dem 
fortschreitenden Freiheitsbewußtsein der Völker, so offenbart sich der 
absolute Geist in der Kunst, Religion und Philosophie des menschlichen 
Geistes. Das Verhältniß zwischen dem menschlichen und göttlichen 
Geiste (zwischen Mensch und Gott), das Band, welches beide verknüpft, 
ist die Religion in der weitesten Bedeutung des Worts. Wird die 
Religion in dieser Weite verstanden, so sind die Sphären des ab 
soluten Geistes und die der Religion einander gleich: dann werden 
Kunst und Philosophie der Religion untergeordnet und erscheinen als 
deren Aeußerungs- oder Wirkungsweisen, wie denn die Thatsachen der 
religiösen Kunst und religiösen Philosophie uns diesen Zusammenhang 
und die Zusammengehörigkeit der drei Sphären des absoluten Geistes 
unmittelbar vor Augen stellen. Durch die Beschäftigung mit dem 
Wahren, als dem absoluten Gegenstände des Bewußtseins, gehört nun 
auch die Kunst der absoluten Sphäre des Geistes an und steht deshalb 
mit der Religion im specielleren Sinne des Worts wie mit der Philo 
sophie, ihrem Inhalte nach, auf ein und demselben Boden. Denn 
auch die Philosophie hat keinen anderen Gegenstand als Gott und ist 
so wesentlich rationelle Theologie als im Dienste der Wahrheit fort 
dauernder Gottesdienst." 1
	        
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