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810 Die Philosophie der Geschichte. Die germanische Welt. 
die Bestechung und Bestechlichkeit herrscht, was einen Zustand der Ver 
dorbenheit kennzeichnet. Indessen hat die schlechte Sitte den guten 
Erfolg, daß auf diesem Wege eine Mehrzahl staatsmännisch erfahrener 
und geübter Kräfte in das Parlament kommt, wodurch die Möglichkeit 
der Regierung begründet wird. „Denn der Sinn der Particularität 
erkennt auch die allgemeine Particularität der Kenntniß, der Erfahrung, 
der Geübtheit an, welche die Aristokratie, die sich ausschließlich solchem 
Interesse widmet, besitzt." Es ist sehr die Frage, ob die gegenwärtige 
Reformbill, wenn sie zur Ausführung gelangt und statt der Staats 
männer die Principienmenschen zur Geltung kommen läßt, die öffent 
lichen Zustände Englands verbessern oder, was zu fürchten steht, ge 
fährden und verschlimmern wird? Durch ihre Industrie und ihren 
Handelsgeist haben die Engländer Colonien erobert und gegründet, sie 
sind durch ihre Schiffahrt die Beherrscher der Meere und die Missionare 
der Civilisation geworden? 
In Deutschland ist die Lüge des alten Reichs, welches ein 
Unding war, verschwunden und an seine Stelle ein Bund souveräner 
Staaten getreten, welche sich gegenseitig ihren Bestand garantiren, d. h. 
die größeren den kleineren, welche unselbständig find, da sie die Feuer 
probe des Krieges nicht bestehen können. Die Lehnsverbindlichkeiten 
find aufgehoben, die Principien der Freiheit der Person und des Eigen 
thums sind zu Grundprincipien gemacht worden, der Zutritt zu den 
Staatsämtern steht jedem offen, wenn ep die dazu nöthige Bildung 
und Brauchbarkeit besitzt. Die Beamtenwelt regiert, und da die aus 
führenden oder höheren Beamten zugleich die Wissenden (m äpiCoi) 
sind und sein sollen, so hat die Regierungsart den Charakter einer 
Aristokratie. Durch die protestantische Kirche ist die Versöhnung 
mit dem Rechte zu Stande gekommen. Es giebt kein heiliges, kein 
religiöses Gewissen, das vom weltlichen Rechte getrennt oder ihm gar 
entgegengesetzt wäre. Die verfassungsmäßige Monarchie ist zu erstreben 
und wird erstrebt. 
„Bis hierher ist das Bewußtsein gekommen und dies sind die 
Hauptmomente der Form, in welcher das Princip der Freiheit sich 
verwirklicht hat, denn die Weltgeschichte ist nichts als die Entwicklung 
des Begriffs der Freiheit." „Die Philosophie hat es nur mit dem 
1 Ebendas. 6.548—545. Hegels letzte Schrift handelte von der noch in 
der Lesung begriffenen Neformbill (1831). S. dieses Werk. Buch I. Cap. XIII. 
S. 194-197.