Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

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Die Philosophie der Geschichte. 
stattgefunden; er läßt aus der Theilung des assyrischen Reichs Assyrien, 
Medien und Babylonien hervorgehen, und nimmt das Buch Daniel, 
ja sogar den Daniel als eine Quelle für babylonische Geschichte, vor 
welchem groben Irrthum schon Porphyrius ihn hätte bewahren sollen? 
Nach der Auflösung und dem Untergange des assyrischen Reiches 
am Ende des siebenten Jahrhunderts (608) blieben vier orientalische 
Großmächte, von denen der Fortgang der Weltgeschichte abhing: 
Medien, Babylonien, Lydien (Kleinasien), Aegypten. Cyrus stand auf 
und nahm Medien, eroberte Lydien und Babylonien (Syrien, Phöni- 
cien, Palästina) und starb in seinem Beruf, als er im Kriege mit den 
Scythen (Massageten) fiel, deren verheerende Einbrüche in Borderasien 
den plötzlichen Fall Assyriens herbeigeführt hatten. Cambyses, der 
Sohn des Cyrus, erobert Aegypten und vollendet das persische Welt 
reich. Wenn Hegel dem persischen Weltreich „die Assyrier, Babylonier, 
Meder und Perser" vorausschickt und als dessen Bestandtheile „Per 
sien, Syrien und das semitische Vorderasien, Judäa und Aegypten" 
anführt, so entspricht dieser Gang der Betrachtung keineswegs der ge 
schichtlichen Lage und Ordnung der Dinge. In der Philosophie der 
Geschichte müssen Aegypten und „Judäa", d. h. Palästina oder das 
israelitische Volk doch eine ganz andere Stellung und Bedeutung in 
Anspruch nehmen, als nur sofern sie Bestandtheile des persischen Welt 
reichs waren oder vielmehr geworden sind. 
2. Die Religion des Lichts. 
Die Religionslehre der Perser ist von Zerduscht (Zoroaster) be 
gründet, in der altbaktrischen Zendsprache verfaßt und in dem Zendavesta 
enthalten, wie Anquetil du Perron, der große französische Sprach- 
und Alterthumsforscher, diese Sammlung der heiligen Schriften der 
Perser genannt hat. Durch die Verwandtschaft zwischen dem Zend 
und dem Sanskrit, dessen er kundig war, hat Anquetil du Perron das 
Zendavesta entrüthselt und das Verständniß desselben der Welt auf 
geschlossen. 
Wenn das indische Brahm nicht mehr zuständlich ist und bleibt, 
sondern gegenständlich wird, so erscheint das reine Sein als das reine 
Licht und ist als solches nicht mehr das tiefste Princip der indischen 
Religion, sondern der höchste Gegenstand der persischen, womit sich 
zugleich der Gegensatz aufthut zwischen dem Licht und der Finsterniß, 
- Ebendas. S. 227 u. S. 235.
	        
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