Volltext: Hegels Leben, Werke und Lehre. [8. Band. Zweiter Theil] (8,2 / 1901)

Einleitung. 
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- Ebendas. S. 6—11. - 2 Ebendas. S. 11-22. 
haben." -- Hegel hat die kritische Geschichtschreibung, deren Haupt 
repräsentant damals B. G. Niebuhr in Ansehung der römischen Ge 
schichte war, nie recht zu würdigen gewußt und sich ablehnend dazu 
verhalten; sie erschien ihm als „Geschichte der Geschichte", wie er 
ja auch die kritische Philosophie, deren Begründer und Hauptrepräsentant 
Kant war, im Grunde für eine Ungereimtheit ansah, da sie das Er 
kennen des Erkennens sein wollte? 
2. Der Endzweck und die Mittel. Die geschichtlichen Menschen. 
Die denkende Betrachtung der Weltgeschichte sieht in ihr einen 
vernünftigen auszuführenden und ausgeführten Weltplan, eine Offen 
barung Gottes in der Gestalt des Weltgeistes, der sich in der Mensch 
heit und ihren Völkern entwickelt. Die Philosophie der Weltgeschichte 
ist in diesem Sinn eine Theodicee. Darum sind es folgende Fragen, 
welche die Philosophie der Geschichte zu beantworten und aufzulösen 
hat: 1. Welches ist der Zweck und Endzweck der Weltgeschichte? 
2. Welches sind die Mittel, wodurch sich dieser Zweck verwirklicht, und 
worin besteht die objective Gestaltung desselben? 3. Welches ist der 
Gang der Weltgeschichte? 
Um diese Fragen sogleich in der Kürze zu beantworten: so ist 
1. der Endzweck der Weltgeschichte die menschliche Freiheit, nicht 
bloß als Zustand, sondern als Wissen von sich selbst oder als Bewußt 
sein; 2. die Mittel, wodurch dieser Zweck verwirklicht und erreicht 
wird, sind das ganze Getriebe der menschlichen Thätigkeiten, Bedürf 
nisse, Motive und Leidenschaften, die objective Gestalt der Freiheit 
ist der Staat; 3. der Gang des Weltgeistes ist der Entwicklungs 
oder Stufengang der Menschheit, und diese Stufen sind die welt 
historischen Völker? 
Das Wesen der Materie besteht in der Schwere, das des Geistes in 
der Freiheit. Die Materie hat ihr Centrum außer sich, weshalb sie auch 
beständig außer sich ist und nach außen gravitirt. Könnte sie ihr Centrum 
je erreichen, so wäre sie nicht mehr außer sich, sondern bei sich, 
in sich und für sich: dann würde sie aufhören, Materie zu sein. 
In diesem Beisich- und Jnsichsein besteht die Freiheit und in ihr das 
Wesen des Geistes. Es ist aber nicht genug, daß der Geist frei ist, 
er muß auch wissen, daß er es ist: er muß werden, was er an sich 
ist, und da alles Werden des Geistes in seiner Thätigkeit besteht, so
	        
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