Volltext: Mundartliche Dichtungen

XVI 
Seine „Mühlviertler Mahrl" sind Perlen der uralten Schwank¬ 
erzählung. Durch seinen gemütlichen, schalkhaften Humor hat er diese 
Dichtungsgattung wieder zu Ehren gebracht. Er darf sich ebenbürtig 
an die Seite Hans Sachsens stellen, mit dem ihn Redlichkeit und 
Biederkeit, die Vorliebe für launigen Witz, verbindet. Wenn auch drei 
Jahrhunderte sie voneinander trennen, in ihrem Charakter, in ihrem 
heimischen Gepräge gleichen sie einander. 
Den Höhepunkt seines Schaffens erreicht Hanrieder in seiner 
Verserzählung „Der oberösterreichische Bauernkriag", der im Jahre 1907 
nach zwei Jahrzehnte langer Arbeit in der Sammlung „Aus da 
Hoamat" veröffentlicht wurde. Hanrieder war bestimmt dazu, dies „Liad 
vo da Hoamat" zu singen. Gerade für ihn als Priester war die Schil¬ 
derung des Bauernkrieges ein heikler Stoff. Und doch hatte niemand 
ein besseres Verständnis für die inneren Triebkräfte, die zum schreck¬ 
lichen Bauernkrieg geführt haben, als er, niemand eine größere Kraft 
künstlerischer Gestaltung, niemand „dö Schneid und Liab zu da Wahr¬ 
heit" wie er. 
Daher konnte nur er jenen wunderbaren Sang gestalten, von dem 
der Dichter Ottokar Kernstock die Worte gebrauchte, Hanrieders Dichtung 
sei ein mundartliches Nationaldenkmal aus einem Gusse und zugleich 
eine Ehrenrettung für das oberösterreichische Bauernvolk. 
Hiefür wollen wir heute dem Pfarrer Norbert Hanrieder, dem 
großen Mundartdichter des Mühlviertels, dem Sänger unserer geliebten 
oberösterreichischen Heimat, ein bescheidenes Denkmal der Liebe und 
Verehrung setzen. 
Wir wollen ihm danken, daß er uns war ein leuchtendes Vorbild 
der Heimatliebe, daß er uns vorgelebt hat die Treue zum Glauben und 
zur Heimat, die Treue zum Volke und zur Muttersprache. 
In seinem Leben, in seinem Denken und Singen hat er den 
Spruch zur Wahrheit gemacht: „I Halts mit mein Land und Volk!" 
Dr. Franz Berger. 
Hanrieders Geburtshaus in Kollerschlag.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.