Volltext: Zwischen Scarpe und Bullecourt [29/II. Teil] (Band 29 II. Teil / 1929)

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Die Schlacht ist zu Ende. Hier und da flackert die Flamme des 
Kampfes noch einmal auf, um rasch und kraftlos zu erlöschen. Als in 
der Frühe des 7. Juni das dumpfe Grollen englischer Riesensprengun- 
gen auf den Höhen zwischen Meesen und Wytschaete der aufhorchenden 
Westfront den Beginn der neuen englischen Sommeroffensive in Flan- 
dern ankündigt, wird der deutschen Führung damit der Abwehrersolg 
in der Frühjahrsschlacht bei Arras bestätigt. Auf deutscher Seite hatte 
die englische Offensive schwere Opfer an Gelände, Material und Men- 
schen gefordert. Auf einer Breite von 28 km war unsere Front stellen- 
weise bis auf 8 km zurückgedrängt worden. Bei völliger Zerschlagung 
seiner strategischen Absichten konnte der Engländer immerhin zwei tak- 
tische Erfolge von hoher Bedeutung für sich buchen: die Besetzung der 
Bimy-Höhe und den Einbruch am rechten Flügel der Siegfriedstellung. 
Die deutschen Gesamtverluste betrugen bis Ende Mai etwa 85 00V 
Mann, die englischen nach vorsichtiger Schätzung das Doppelte. 
Eambrai und Douai, die Kampfziele der englischen Offensive, lagen 
noch weit im Hinterlande, und von dem Durchbruche in Richtung auf 
Möns, dem großen Plane N i v e l l e s, war es still geworden. 
Es war ein Heldenkampf in deutscher Größe und Kraft in diesen 
blutumrauschten April- und Maiwochen gewesen, würdig sich an- 
gliedernd an die Kette übermenschlicher Taten und Leistungen der ver- 
flossenen Jahre. Die Träger des Kampfes, Offizier wie Mann, 
Führer wie Geführte, verließen die Trichteröden des Artois nach Tagen 
und Nächten unerhörten seelischen Ertragens mit schwerem Herzen. 
Eine Abwehrschlacht großen Stils, wie sie hier an unserem Auge vor- 
übergezogen ist, stellt das Schwerste dar, was überhaupt von einer 
Truppe gefordert und geleistet werden kann. Sie wirkt auch in der 
Erinnerung dumpf nach. Sie kennt keinen Jubel, keine Begeisterung — 
es sei denn in den wenigen, jedoch schnell sich verflüchtenden, hinterher 
im Gedächtnis als belanglose Episoden haftenbleibenden Augenblicken 
kleiner und begrenzter Kampferfolge. Man verläßt sie als Sieger, ohne 
das Gefühl des Sieges zu haben. Man schreitet inmitten der zusam- 
mengeschmolzenen Verbände, ohne die Lücken sonderlich zu beachten — 
man wußte ja vorher, daß der Einsatz die Hälfte, vielleicht mehr kosten 
werde! Man verlangt nicht Dank, man verlangt keine Anerkennung^ 
Nur das eine Gefühl herrscht: ich lebe. Das Leben erscheint neu ge- 
geben, und man empfindet dankbar dieses Leben als Gottesgabe, denn 
lange schon hat man gelernt, seine Dauer nach Wochen und Tagen ein- 
zuschätzen. Die Angriffsschlacht wird von Begeisterung — die Abwehr-
	        
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