Volltext: Der oberösterreichische Heimatdichter Gregor Goldbacher

vom Gehämmer altsteyrischen Werkfleißes umtönt, die mögen fein junges Herz 
empfänglich gemacht haben für die Schönheit des heimatlichen Landes und den Reich¬ 
tum bodenständigen Volkslebens. 
Das Heimweh — „Dö fchröckliche Sucht, dö ma d'Hoamkrankat nennt" — veranlaßte 
den Universitätshörer inmitten der lauten Großstadt, in der er nie heimisch geworden 
ist, zu seinen ersten mundartlichen Dichtungen. 
Der Mundartdichter. 
Im Jahre 1904 — als die Mundartbände Franz Hönigs, Otto Pflanzls und Josef 
Krempls ihren Siegeszug durch die Heimat hielten und neue Liebe für die mundartliche 
Dichtung allerwärts entfachten, gab auch Goldbacher feine Erstlinge unter dem Titel 
„Gmüatlichö Suchn" heraus. Das Buch fand freundliche Aufnahme; namhafte, 
längst anerkannte Heimatsänger wie Franz Hönig, Leopold Hörmann, 
Norbert Hanrieder und der Steirer Hans Frauengruber begrüßten den 
Verfasser aufmunternd als Weggenossen. Hönig hob in einer Besprechung als „Perlen 
echter Volksdichtung" die prächtigen Naturschilderungen „Da Schieferstoan", „Da 
Schoberstoan" u. dgl. hervor und sagte von den heiteren Stimmungsbildern des Ge¬ 
dichtbandes, daß „ihr Humor selbst den größten Grandnigl zum Lachen bringen müsse". 
Hanrieder lobte an vielen Dichtungen die genaue Kenntnis „des Dialektes bis in die 
feinsten Nüancen" und bemerkte unter anderem anerkennend, daß Goldbachers Schilde¬ 
rungen immer „der Anschauungs- und Ausdrucksweise des Volkes treu bleiben". 
Der verdiente Sachwalter des Stelzhamer-Bundes, Landesgerichtsrat Dr. Hans 
Zötl, gab dem werdenden Poeten in seinem im „Volksboten" (23. Dezember 1904) ab¬ 
gedruckten „G e l e i t b r i a f" zu den „Gmüatlichen Suchn" einen wertvollen Rat, 
mit dem er dessen junges Musenkind „aus da Tauf hob": 
„Ziag ma'n nöt auf, halb Stadtherr — Halbs Bauer; bei dö drei hoamatlig'n 
Moastan, dös d' selm haltst in Ehrn: Stelzhamer, Schosser, Purschka — da laßt'n 
ön d' Schul' gehn, da wird a was wer'n!" — 
Und so ist er auch etwas geworden, das ihm seine Heimat heute 
beim Rückblick auf sein Wirken ehrlich und vom Herzen danken 
muß! 
Von der Höhe seines heutigen gereiften Empfindens beurteilt auch der Dichter vieles 
im jugendlichen Sturm und Drang Geschaffene nur als Entwicklungsstadium und 
die gelungensten Gedichte Goldbachers sind später zweifellos jene, hinter denen ein 
lebendiger Vorwurf, ein tatsächliches Erlebnis steht. 
Der kundige Heimatforscher, der Sitte und Brauchtum seines Volkes kennt 
und schätzt, der bergfrohe Wanderer, der sich als „Alleingeher" am wohlsten fühlt 
inmitten der Bergnatur, die beiden haben dem Dichter oft den Griffel geführt und 
schenkten ihm jene Bildhaftigkeit und Lebenstreue, die jene Gedichte Goldbachers aus¬ 
zeichnen. Ein Hauch der Schosserschen „Naturbilder" liegt über manchem dieser farben¬ 
reichen Gemälde. In den „Gmüatlichn Sachn" finden sich von diesem bei weitem 
wertvollsten Genre Goldbacherscher Muse die Gedichte „Da S ch i e f e r st o a n", „D a 
Schober st oa n", „Am G a r st n e r t e i ch t", „Abend im Dorf" und die 
„A l m a l i a d l n". Wie ein ehrfürchtiger Schauer durchzieht es zum Beispiel den 
Dichter, da er, vom Berg absteigend, noch einmal zum Gipfel zurückblickt, dessen Be¬ 
steigung er uns in lebhaften Farben nacherleben ließ: „Dort ob'n leucht' da Ries, — 
Scheint d'Sunn grad nuh drein, — Gibt ön Schiefastoan hiazt ganz an' rosafarb'n 
Schein.-Schaust liabli va ob'n, — Luagst herrisch va unt' — Der kunnt 
was vazöhln, — Der d ö Bergsprach vastun d'!" — 
Fast möchte man glauben, Goldbacher verstehe ihre eindringliche Sprache, denn in 
seinen Schilderungen sprechen die Berge wie lebendige Wesen, beglückend und er¬ 
freuend, ängstigend und dräuend. 
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