Volltext: Das Steyrer Kripperl

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Geramb und Zack. 
also ihrerseits auf jene Spiele zurückgehen, erst der erste Schritt zur 
Gestaltung plastischer, unbeweglicher Weihnachtskrippen waren, die sich 
tatsächlich erst im 16. Jahrhundert nachweisen lassen. In jener Zeit zeigt 
sitíh auch in der Tat noch ihr deutlicher Zusammenhang mit dem Spiel. 
So finden wir 1550 für Köln eine figürliche Krippe erwähnt, vor der ge¬ 
sungen und sogar getanzt wurde. 
Dieser Rückblick ist für uns sehr wichtig. Er läßt uns nun mit einem 
Schlage erkennen, daß sich im Steyrer Kripperl bis auf unsere Tage noch 
jene altertümliche Form der Krippendarstellung erhalten hat,in 
der das Spiel und die Figurenkrippe noch eines waren. Und der Kern 
der Steyrer Kripperls, die geistlichen Szenen zu Beginn des Spieles, 
geht also seinem Wesen und seiner Gattung nach zweifellos auf 
jene frühen Krippen-Figurenspiele des 14. und 15. Jahrhunderts zurück. 
— Das ganze Spiel des Steyrer Kripperls aber ist viel jünger. Denn es 
ist — ein sehr interessanter entwicklungsgeschichtlicher Vorgang —- wie 
sich gleich zeigen wird, seinerseits wieder von der Entwicklung beeinflußt, 
die nun die plastische, unbewegliche Figurenweihnachtskrippe genom¬ 
men hat. 
Diese wurde nämlich, sobald sie sich einmal bis zu einem gewissen 
Grade vom Spiel unabhängig und selbständig gemacht hatte, namentlich 
durch das Wirklichkeitsbedürfnis der Renaissance in ganz ungeahnter 
Weise gefördert. Es war das ja überhaupt die Zeit der großartigen und 
kunstvollen Doken- und Puppenhäuser, Meierhöfe, Stadtmodelle, Falk- 
nereien, Bergwerke u.dgl., kurzum eine Zeit voll Lust an getreuen 
Modelldarstellungen der Welt und Menschen mit allen Einzelheiten und 
Kleinigkeiten. Und das ist nun auch die Entwicklungsstufe, auf der zahl¬ 
lose unserer kleinbürgerlichen und bäuerlichen Weihnachtskrippen bis 
zum heutigen Tage noch stehen und auf der letzten Endes auch die g a n z e 
Einrichtung und Anordnung der Schaubühne des Steyrer 
K r i p p e r 1 s beruht. Denn diese Schaubühne ist schließlich selbst 
nichts anderes als eine große Weihnachtskrippe. Man sieht eben auch 
hierin wieder deutlich, daß eine völlige Trennung des Spieles und der Krippe 
gar nicht möglich ist. Das zeigt sich auch in der nun folgenden Zeit. Die 
Prachtkrippen, die namentlich in Italien eine ganz ungeheuerliche Höhe 
künstlerischer und räumlicher Art erlangten, wurden vor allem durch 
die Jesuiten auch in Deutschland mehr und mehr bekannt. Aber gerade 
diese deutschen Jesuitenkrippen zeigen auch ihrerseits wieder noch deut¬ 
lich den alten Zusammenhang mit dem Spiel: Im Jahre 1607 errichteten 
die Jesuiten z. B. in der Renaissancekirche in München eine solche Pracht¬ 
krippe, die von Advent bis Lichtmeß aufgestellt war und 
acht auswechselbare Figurenbilder besaß, die man „Vor¬ 
stellungen" nannte. Es ist vollkommen dasselbe, wenn wir im Steyrer 
Kripperl sechs solcher auswechselbarer Figurenbilder von Advent bis Licht¬ 
meß dargestellt finden; d. h. also : Ihrem Wesen und ihrer Gattung 
nach gehen die geistlichen Szenen des Steyrer Kripperls auf die Krippen-
	        
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