Volltext: Männer am Feind

die sich nur )5oo m hinter der ehemaligen vordersten Linie 
noch hielt. 
Die Besatzung war von allen Seiten abgeschnitten, weit 
im Rücken, am Dorfrand von Morcourt, konnte sie bereits 
die britischen Tanks und die feindlichen Schützenwellen er 
kennen. Aber wenn sich fragende Blicke auf die Offiziere 
richteten, dann munterte Oblt. Spengler in seiner bestimmten 
Art die Mannschaft durch Zurufe auf: „wartet nur noch 
kurze Zeit, dann kommt der Gegenstoß, und dann sehen wir 
die Lords von hinten." 
So hielt diese eiserne Schar stand, hielt buchstäblich bis 
zur letzten Patrone . . . Und dieser Augenblick, in dem die 
letzten Gurte eingeführt und die letzten Patronenrahmen 
aus dem Brotbeutel geholt wurden, fiel zusammen mit einem 
gleichzeitigen Tank- und Infanterievorstoß. Lt. Lydings 
M.G. hat sich zuerst verschossen. Er sieht einen Tank an 
rollen, Stoßtrupps folgen ihm, er wendet sich zu seinem 
Bataillons-Führer am mittleren Gewehr, will ihm zurufen 
„Verschossen", da sieht er, wie ein Haufe Australier sich auf 
Oblt. Spengler und seinen Gewehrstand stürzt, und im näch 
sten Augenblick schon sieht er seinen Bataillons-Führer wie 
einen gefällten Baum zusammenbrechen. 
Rufe, Aufschreie, Nahkampfgetümmel ... Auf Lt. Lyding 
am äußersten rechten Flügel springt ein Australier ein. Auf 
wenige Schritte streckt ihn ein Revolverschuß zu Boden. 
Oblt. Spengler ist gerächt. Dann bricht Lt. Lyding nach 
Morcourt zum Reserve-Bataillon durch, auch Hptm. v. Klaß 
gelingt es, sich mit einigen Begleitern durchzuschlagen. Der 
Rest dieser heroischen Besatzung, die hier drei Stunden lang 
— abgeschnitten von aller Welt — ausgehalten hatte, lag 
tot oder verwundet neben dem bewußtlosen Oberleutnant. 
Tragische Verkettung . . . Fast der gleiche Kopfschuß, der 
Oblt. Spengler vier Jahre zuvor das rechte Auge gekostet 
hatte, zerstörte ihm an diesem Tage den Sehnerv seines 
linken Auges. Blindgeschoffen mußte dieser tapfere Offizier 
den bitteren weg in die Gefangenschaft antreten. Andert 
halb Jahre später erlag er in der Heimat seiner schweren 
Wunde. Seine Tat aber wird in der jungen deutschen Wehr 
macht als ein Beispiel soldatischer Opferbereitschaft nicht 
vergessen werden.
	        
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