Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

So wurde auch das Rastenburger Grenadier-Regiment Nr. 4, 
Preußens ältestes Regiment, unmittelbar von der Bahn 
rampe dem russischen Vormarsch entgegengeworfen. In pri 
mitiven Gräben und weit auseinandergezogenen Linien, denen 
vielfach die Flankendeckung fehlte, erwarteten die Grena 
diere den Feind. 
Die von Lt. L 0 u s geführte 0. Kompanie, die nach den 
Verlusten Ln der winterschlacht nur noch etwa 60 Gewehre 
zählte, hing mit ihrem linken Flügel völlig in der Luft. Er 
war an einem breiten Sumpf angelehnt, der nur von ein 
zelnen Landwehrpostierungen gesichert war. hinter der 
Kompaniestellung zog sich ein dichter Forst entlang. Die 
Nacht vom 14./) 5. März war nach recht bewegten Kampf 
tagen ruhig verlaufen. Die Feldküche war herangekommen 
und hatte Liebesgaben und zur allgemeinen freudigen Über 
raschung, die seit Wochen schmerzlich entbehrte Post mitge 
bracht. Für viele brave Grenadiere sollten es die letzten 
Grüße aus der Heimat gewesen sein ... 
Langsam graute der Morgen. Nebelschwaden stiegen aus 
den Sümpfen hoch und verdichteten sich so, daß die Sicht 
weite kaum bis zu den notdürftigen Astverhauen reichte, die 
die Grenadiere an Stelle eines Drahthindernisses errichtet 
hatten. Lt. Lous hatte wegen des Nebels höchste Alarm 
bereitschaft besohlen, aber alles blieb ruhig. Nur in dem 
Sumpf Ln der linken Flanke knallten einige verlorene Schüsse, 
dann wurde es auch hier wieder still. 
Langsam hob sich der Nebel, die Sicht wurde besser, und 
der Kompanieführer war gerade im Begriff, die Horchposten 
einzuziehen und die Alarmbereitschaft aufzuheben, als plötz 
lich im Rücken der Kompanie aus dem nahen Walde ein 
brausendes „Urrä" ertönte. Verblüfft wandten sich die Grena 
diere um. Da quollen hinter den Bäumen die hohen Ge 
stalten sibirischer Schützen Ln dichten Kaufen vor. Schon 
waren die ersten, durch eine Senke gedeckt, bis dicht an den 
Graben gekommen. 
Es war kein Augenblick zu verlieren! Blitzschnell war 
Lt. Lous aus dem Graben geklettert. Mit einem „Vorwärts! 
Mir nach!" warf er sich den vordersten Sibiriern entgegen, 
die ihn nach kurzem Handgemenge mit dem Bajonett nieder 
stießen. In Sekundenschnelle hate sich dieser Vorgang abge 
spielt. Sofort übernahm Gff.Stellv. ELsenblätter in diesem