Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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befehlshaber Ost zu einem solchen Vorstoß von Mlawa —Warschau neben 
den zugesagten Verstärkungen noch wenigstens zwei Armeekorps zur Ver- 
fügung zu stellen, wurde aber abschlägig geschieden. 
Der Feldzug in Südpolen ist meines Erachtens die schönste Operation 
des ganzen Krieges: das Losstürmen von Krakau gegen die Weichsel, um 
dem Verbündeten Luft zu machen, der Rückzug auf Czenstochau, das 
Herumwerfen der Armee von da nach Thor» und der erneute Vorstoß gegen 
den rechten Flügel der verfolgenden Rüsten ist operativ unzweifelhaft viel 
höher zu bewerten, als die Anlage von Tannenberg oder einer der anderen 
siegreichen Schlachten des Ostens. Es ist ein Jammer, daß die Oberste 
Heeresleitung die Chance verpaßte, die schöne Operation zu einem ent- 
scheidenden Erfolge ausreifen zu lassen. 
Trotzdem der Operation der 9. Armee und der k. u. k. Armeen bis zu den 
Karpathen also der entscheidende Erfolg versagt blieb, der vielleicht bei 
dem Zaren den Wunsch, der Frage des Friedens näherzutreten, erweckt 
hätte, so erreichte sie immerhin, daß die „russische Dampfwalze" von Schle¬ 
sien und Posen ferngehalten und endgültig zum Stehen gebracht wurde. 
Der Gegner wurde in die bekannte Dauerstellung zurückgedrängt, die er 
nicht mehr überschritten hat. Leider hatten Teile von Ostpreußen erneut den 
Rüsten überlasten werden müssen. 
Der Versuch des Generals Boroeviez, aus den Karpathenpäffen heraus 
zwischen Dunasee und San auf die russische Front zu drücken, kam bald zum 
Stehen, da die Russen selbst wieder zur Offensive übergingen und den 
Schwerpunkt ihrer Operation auf dem linken Flügel nunmehr gegen die 
Karpathenpäffe legten. 
Rußlands „gigantischer" Angriffsplan 
Die Kämpfe der 9. Armee in der Dauerstellung an der Rawka und 
Bzura dauerten zwar noch wochenlang an, trotzdem trat für den Oberbefehls¬ 
haber Ost vorübergehend ein gewisses Gefühl der Ruhe und Erleichte¬ 
rung «in. 
Die Truppe hatte eine Aversion gegen Stellungsbau und Stellungskrieg, 
und es bedurfte der ganzen Energie des Generals Ludendorff, sie in die 
Erde zu bringen; jedenfalls aber kam der Ausbau der befestigten Stellungen 
im Osten schneller in Fluß als im Westen.
	        
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