Volltext: Der Krieg der versäumten Gelegenheiten

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Daß bei der Meldung in Marienburg die Stimmung des Oberkomman¬ 
dos, wie das Reichsarchiv schreibt, frostig und gedrückt war, entspricht den 
Tatsachen und ist aus den ganzen Ereigniffen des Kommandowechsels wohl 
sehr erklärlich. 
Nach erfolgter Meldung entließ General Ludendorff sämtliche Herren 
zu ihrer dienstlichen Tätigkeit und befahl nur dem l. Generalstabsoffizier, 
ihm Vortrag über die Lage zu halten. Ich tat dies und fand ihn höchlichst 
erstaunt, daß alle Anordnungen und Befehle, die zur Zeit für die beab¬ 
sichtigte Angriffsschlacht gegen die russische Warschauer Armee hätten ge¬ 
geben werden können, schon gegeben waren. Ebenso herrschte bei Be¬ 
sprechung der Möglichkeiten, die Schlacht durchzuführen, auf die ich bei 
meinem Vortrag einging, zwischen General Ludendorff und mir das voll¬ 
kommenste Einverständnis. Ob es möglich sein würde, das I. Reservekorps 
und das XVII. Armeekorps zu der Schlacht heranzuführen, hing vorläufig 
noch davon ab, ob Rennenkampf folgte oder nicht. Auch die voraussichtliche 
Stoßrichtung des I. Armeekorps Seeben-Usdau erwähnte ich in diesem 
ersten Vortrag. 
Der Aufmarsch zur Schlacht 
Die Gesamtlage auf dem östlichen Kriegsschauplatz war um diese Zeit 
folgende: 
Der Anfang der österreichisch-ungarischen Offensive stand in etwa einer 
Woche zu erwarten. Das dem A.O.K. 8 unterstehende und auf dem linken 
Flügel der Verbündeten vorrückende Landwehrkorps Woyrsch war kampf¬ 
los bis in die Gegend Piotrokow vorgerückt. Ein Telegramm des öfter- 
reichischen Generalstabschefs General v. Conrad forderte erneut zu einem 
Vorstoß der deutschen 8. Armee über den Narew in Richtung Sielce auf, 
um zu einem Zusammenwirken mit der österreichisch-ungarischen Armee zu 
kommen. Ja, hätte General v. Prittwitz nach Schlieffenscher Idee die ge¬ 
samte 8. Armee zum Stoß gegen die 1. russische Armee bereitgestellt gehabt, 
hätte er diesen Stoß durchgeführt, dann wäre er am 23. August voraus¬ 
sichtlich mit dieser Armee fertig gewesen und hätte sich angeschickt, die 
2. russische Armee links umfaffend gegen Weichsel und Thorn zu drängen. 
Dann wäre eine Möglichkeit gewesen, diesen von Conrad gewünschten Stoß 
auszuführen und der k. u. k. Armee zu einem siegreichen Vorgehen die 
IZ Hoffmann, Krieg
	        
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