Volltext: In den Alpen

Postmeister. Gewiß, gnädige Frau. Verlassen Sie sich 
auf mich. (Geht nach dem Hintergrund links, wo er mit Moidele redet.) 
Schmalzhofer. Haben Sie eine Ahnung, Baronesse, 
warum die Frau Commerzienrath seit einigen Tagen gar so 
aufgeregt istẽ? 
Windheim. Vielleicht Börsenverluste. Was weiß ich! 
Ich-kümmere mich nicht um diese Familie. 
ESchmalzhofer. Mir laßt's keine Ruh! Die Frau von 
Cuponi ist ja ganz nervös geworden. . 
Windheim. Bitte, liebe Schmalzhofer, die Familie ist 
nicht von Adel; sie heißt nur einfach „Cuponi. 
Schmalzhofer. Entschuldigen Sie, wir sind das „von“ 
in Oesterreich so gewöhnt. (Zur Kellnerin) Sie, Moidele! 
Wuidele. Was wollens denn? — 
Schmalzhofer. Mir bringen Sie heute abends blau 
gesottene Forellen; aber mehr, wie gestern. 
Moidele. Und was schafft die Fräul'n Baronesse? 
Windheim. Mir, liebes Moidele, lassen Sie eine 
Omelette backen, aber ganz einfach, ohne. Früchte. 
Moidele. Sell' wohl! (Ab ins Haus) 
Schmalzhofer (packt ihre Strickerei zusammen und erhebt sich). 
Mein Gott! Ich hab' die Forellen für mein Leben gern. 
Windheim. Mir sind sie ganz egal. Wie ich vor zehn 
Jahren zum erstenmale hier war, da waren ganz andere 
Zeiten! Damals lebte meine gute Mama noch, eine ge— 
borene Comtesse Falkenstein. Die Gesellschaft war noch nicht 
so gemischt, wie heute; man sah keine Parvenues, dagegen 
viele adelige Familien. Fische und Wildbret waren beinahe 
täglich auf unserer Tafel und seitdem habe ich einen wahren 
dégoũut. vor Forellen. 
Schmalzhofer. Na, ich bin nicht heikel. Wenn ich ein 
gutes Henderl uͤnd einen Rehrücken mit Preißelbeeren be— 
komm', halt'ich schon einige Zeit aus 
Windheim. Der Speisezettel läßt mich ganz gleichgiltig. 
Ich schwärme nur für die Poesie der Alpen! . 
Schmalzhofer. O, Baronesse! Da gehe ich nicht mit 
Ihnen. Eine ordentliche Unterlage muß der Mensch haben. 
Nähert sich der Laube) 
Windheim. Chacun a son gout! (Nimmt ihren Stroh⸗ 
hut und geht in den Gartensalon, wo fie in den Zeitungen blättert.)
	        
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