Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

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Wald" haben schon ihren Wert, doch hat ihn der Rassengenosse Georg 
Brandes allerdings viel zu hoch eingeschätzt. Hartmann war mit Alfred 
Meißner befreundet (aus Teplitz, 1822—1885), der traurig endete, da 
an den Tag kam, daß er die Werke eines Freundes unter seinem Namen 
herausgegeben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er, der Enkel des Dich 
ters August Gottlieb Meißner, eine jüdische Blutzumischung hatte. — 
Unzweifelhaft ist das Judentum Adolf Franckels (aus Brünn, 1823 
oder 1825—1896), der 1849 die politischen Gedichte „Wiener Gräber" 
veröffentlichte und später Theaterdirektor in seiner Vaterstadt und Thea 
tersekretär in Wien wurde. 
3. 
Wieder nach Norddeutschland führt uns eine Anzahl frommer Dichter, 
die allerdings zum Teil nur Mischungen sind. Der zum Christentum 
übertretende und sich dann theologisch betätigende Jude ist ja eine sehr 
häufige Erscheinung in Deutschland, ich erinnere nur an den berühmten 
Kirchenhistoriker August Neander, der eigentlich David Mendel hieß und 
im Grunde immer Jude blieb. Noch nicht im Semikürschner steht der 
Erzähler Johann Christoph Biernatzki (aus Elmshorn in Holstein, 
1795—1840), der, wie neuerdings nachgewiesen worden ist, entfern 
terer polnisch-jüdischer Herkunft war. So hat denn auch sein bekanntestes 
Buch „Die Hallig oder die Schiffbrüchigen in der Nordsee" nicht das 
Spezifisch-Schleöwig-Holsteinische, obgleich ihn R. M. Meyer als Ent 
decker der — Fischerromantik hinstellt. Väterlicherseits soll Karl Jo 
hann Philipp Spitta (aus Hannover, 1801—1859), der Verfasser 
der berühmten Liedersammlung „Psalter und Harfe", hugenottischer 
Herkunft (äs l’Hopital) gewesen sein, aber sein Vater hatte die Jüdin 
Rebekka Lehsern, die nach der Taufe Henriette Charlotte Fromm hieß, 
geheiratet, und so ist er denn Halbjude. Ganzjude, Sohn eines Ober 
rabbiners, war der Baptistenprediger Julius (eigentlich Salomon) 
Köbner (aus Odense auf Fühnen, 1806—1884), aber er heiratete mit 
20 Jahren eine Generalstochter und gewann ziemlichen Einfluß. Als 
Dichter hat er u. a. „Das Lied von Gott" (!) gegeben. — Der Ahnherr 
einer bekannten Pastorenfamilie ist Ludwig Josephson (aus Unna in 
Westfalen, 1809—1877), zuletzt Superintendent in Pommern, der die
	        
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