Volltext: Jüdische Herkunft und Literaturwissenschaft

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Begründer der „Grenzboten", der auch ein Drama „Die letzte weiße 
Rose" schrieb und einmal mit dem derben Katholiken Sebastian Brunner 
zusammengeriet. — Hermann Joseph Landau (aus Prag, 181.5 bis 
1889) veröffentlichte u. a. „M. G. Saphir als Mensch, Humorist und 
Kritiker" und „Zypressenzweige für die Familie Heinrich Heines" und 
betätigte sich dann als „Humorist". — Einen großen Namen hatte 
wieder Elisabeth Glück (aus Wien, 1814—1894), die sich als Dich 
terin Betty Paoli nannte. Hebbel bezeichnete sie, als sie auch als 
Rezensentin auftrat, als „die gestiefelte Katze", aber noch Marie von 
Ebner-Eschenbach trat für sie als Dichterin ein. Ein Talent ist sie schon. 
— Der eine Zeitlang mit Hebbel befreundete Rudolf Hirsch (aus Napa- 
jedl in Mähren, 1816—1872), der u. a. die epischen Gedichte „Sol 
datenspiegel" veröffentlichte, war schwerlich Jude, was wohl auch schon 
daraus hervorgeht, daß sein Bruder Förster war. Dagegen gehört Wil 
helm Turteltaub (aus Rzeszow in Galizien, 1816—?), Arzt in Wien, 
der einige Stücke aufs Burgtheater brachte, natürlich dem auserwähtten 
Volke an. — Karl Isidor Beck (aus Baja in Ungarn, 1817—1879), 
der als junger Mensch nach Leipzig kam, galt einmal als einer der be 
deutendsten politischen Dichter der Deutschen und hatte jedenfalls auch 
das große Wort — „man nennt mich hier (in Leipzig) den magyarischen 
Dichter, der mit seinen Liedern wie ein Donner dreinschlägt", schrieb 
er selbst 1836. Ausgerechnet „magyarisch"! Sein Leben ist dann ziem 
lich schwer gewesen, und er ist in finsterem Groll gestorben. Als sein 
bestes Werk gilt „Janko, der ungarische Roßhirt". Außerdem sind na 
türlich die „Lieder vom armen Mann" ins Auge zu fassen. — Ob 
Friedrich Bach (aus Königsgrätz in Böhmen, 1817—1865) Jude ist, 
weiß ich nicht. Jedenfalls hat er, dessen Geburtstag unbekannt ist, 
mit Moritz Hartmann, Siegfried Kapper usw. verkehrt. — Noch Sa 
phir-Nachahmer ist Eduard Pokorny (aus Otwitz bei Görkau in Böh 
men, 1818—1855), dessen „Bücher für Herz und Scherz" viel gelesen 
wurden. — Moritz Hartmann (aus Duschnik in Böhmen, 1821 bis 
1872) ist wieder ein „Großer", obgleich ihn Heine verspottete („ist ein 
sehr hübscher Mensch, und alle Frauenzimmer sind in ihn verliebt, mit 
Ausnahme der Musen"). Seine Gedichte „Kelch und Schwert", seine 
das Frankfurter Parlament, dem er angehörte, verspottende „Reim 
chronik des Pfaffen Mauritius", seine Erzählung „Der Krieg um den
	        
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