Volltext: Album des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns

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sahen, wollen mir die freundlichen Leser auf einer Wanderung folgen, welche sie auf 
die wichtigsten Punkte des Kreises in malerischer Beziehung aufmerksam machen 
soll. E n n s ist einer der ältesten Orte des Landes. Hier erlitt der heilige Florian 
den Martertod unter D i o c l e t i a n um 304. Das heutige Enns erstand als Gränz- 
feste gegen die Ungarn im X.Jahrhundert (903) durch Luitpold, den Grafen 
im Nordgau. Hier war die Münzstätte der alten Nordgaugrafen (in dem heutigen 
Rathhause), das jetzigeAuersperg'sche Schloß Ennseck ist die alte Ennsburg. Die 
alte Pfarrkirche (zugleich die reichste Pfründe Oberösterreich's) besteht aus 3 Ab- 
Heilungen, deren mittelste die eigentliche Kirche bildet. Die rechte Abtheilung ist die 
Minoritenkapelle, die linke die Wallseekapelle. Die Orgel der Kirche ist von Chris- 
manni.Jn derWallsee'schenKapelle haben sich schöne Glasmalereien erhalten. Mit- 
ten ausdem Stadtplatze erhebt sich der große freistehende Thurm, von Quadern, int 
XVI. Jahrhundert erbaut. Enns hat fünf Vorstädte: Enghagen, Lerchenthal, 
Ober- und Unter-R e n n t h a l und Schmiedberg. Sie zählt mit diesen 176 Häu¬ 
ser mit fast 1600 Einwohnern. Die Stadt liegt aufeiner Anhöhe, und gewährt da- 
her einen ziemlich malerischen Anblick. Blühende Gefilde umgeben sie, und herrlich 
steigen vor dem Blicke im tiefen Süden die Schneegipfel der großen Alpenkette em- 
por. Hier in der Nähe, aufdem Georgenberg, fand 1186 die Übergabe der steyrifchen 
Mark an L e o p o l d VI. von Babenberg Statt. Eine Viertelstunde von Enns, gegen 
Norden, liegt St. Loren z, ein höchst merkwürdiger Ort in Österreich's Ge-- 
schichte. Hier stand nämlich das römische Laureacum, das alte Lorch. Hier, in die- 
sem, jetzt nur 15 Hütten zählenden Dörfchen, wardie Wiege des Christenthums für 
unser Vaterland. Die schöne Laurenzkirche hier baute M a r I. Das Hochaltarblatt, 
den Opfertod des heil. Laurenz, malte Dallinger 1715. In der Schärfenberg'- 
schen Grabkapelle haben sich einige Glasmalereien erhalten. Wir treten nun die Wan- 
derung nach Steyer an, aufwelchem Wege das 1142 gestiftete, 1784 aufgehobene 
Benedictinerstist Gleink sehenswerth ist. Es gehört jetzt demBisthume zu Linz, und 
das Stiftsgebäude istdieSommerresidenzderBischöse.Steyerentstand im X.Jahr- 
hunderte durch Otto kar von Traungau, als Gränzfeste gegen Ungarn und Avaren. 
Bald reihten sich um die feste Burg mehrere Häuser, und so entstand die Stadt. Frei 
und heiter liegt sie an der Vereinigung der Enns und Steyer, in einem freundlichen 
Thale. Hier ist das Kreisamt des Traunkreises. Die Stadt hat 10 Vorstädte, näm- 
lich: Ramingsteg,Cunsdorf, Schönau, Reichenfchwall,Vogelsang, 
Stcyerdors,Aichat, bei der Stey er,Wiefenfeld und Ort, mit 9236 Ein- 
wohnern. DerHauptplatz istsehrgroß und schön,mitBrunnen geziert. Dortsteht auch 
das R a th h a u s (im Rathssaale die interessanten Portraite F e r d i n a n d's von Tirol
	        
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