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und konnte damit im schlesischen Gebirge sich halten, weil
er nur etwa 16,000 Mann unter Ziethen gegen sich hatte.
Wirklich blieb er biö Ende des Monats, also über drei
Wochen noch in Schlesien und zog erst ab als Breslau
gefallen war und er einsah, daß er die Winterquartiere in
Schlesien nicht nehmen konnte. Hatte Breslau sich den
Winter hindurch halten können, so würde der Prinz Carl
seine Winterquartiere höchst wahrscheinlich in Schlesien ge¬
nommen haben, und der Vortheil, den der König von der
Schlacht hatte, würde nur darin bestanden haben, gleich¬
falls seine Winterquartiere in Schlesien nehmen zu könMr.
Daß der König einen so großen Sieg nicht zur unmittel¬
baren Vertreibung der Östreicher benutzen konnte , lag w
seiner Schwache; er mußte doch-etwas vor Liegnitz und
Breslau lassen und dann blieb ihm in der That wenig
übrig; ein Folgen der östreicher mit stärkerer Macht und
folglich mit mehr Nachdruck wie Ziethen anwenden konnte,
würde sic freilich verhindert haben, mit einem Bogen die
Gegend von Schweidnitz und Landshut wieder zu erreichen,
aber es blieb ihnen der Weg nach Ober-Schlesien. Von
der andern Seite war mit Breslau keine Zeit zu verlie¬
ren, wenn der heranrückende Winter nicht die Belagerung
unmöglich machen sollte. Der Besitz von Breslau war
aber eine große Hauptsache wegen Herstellung der Armee,
die ja bis 30,000 Mann herunter geschwunden war. Welche
Masse von Geschütz fand er nicht allein in Breslau!
§. 27.
Die Schlacht von Iägerndorf mit ihren Folgen.
Wie charakteristisch für die Zeit ist der Feldzug der
Russen und Preußen. Mit 60,000 Mann gehen die er¬
steren vor, treffen auf eine Armee von etwa 26,000 Mann