Volltext: Strategische Beleuchtung mehrerer Feldzüge von Sobieski, Münich, Friedrich dem Großen und dem Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und andere historische Materialien zur Strategie (10 ; / 1837)

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Erstlich muß man sich fragen, was sollte das Auf¬ 
stellen auf ihrer Marschlinie bedeuten? Doch wohl so viel, 
daß er ihnen lieber eine Schlacht als den Weg einräumen 
wollte. Aber wenn Graf Dohna eine Schlacht für thun- 
lich hielt (er war 26,000, die Russen 50,000 Mann), 
wenn er durch des Königs Befehle gedrängt, sie für noth¬ 
wendig hielt, so muß man sich wundern, daß cr^cs nicht vor¬ 
zog, den Feldmarschall Soltikof anzugreifen, dann waren 
die schwierigen und zum Theil gefährlichen Rechts- und 
Linksbewegungcn nicht nöthig; der Angriff aber war da¬ 
mals so sehr im Geschmack und der Ansicht der preußischen 
Kriegsführung, daß man ihn schon wie den halben Sieg 
ansah; und in der That, wenn man die Schlacht doch als 
unvermeidlich ansah, und sie blos stehend, ohne irgend eine 
vorbereitete Stellung annehmen wollte, so war von dieser 
Vertheidigung kein einziger Vortheil zu erwarten, und der 
Angriff hatte bei der großem Beweglichkeit der preußischen 
Truppen in diesem Fall unendliche Vorzüge. 
Aber die Sache ist, daß Graf Dohna keinen rechten 
Willen zur Schlacht hatte, und in der That, was ließ sich 
von einer Schlacht bei solchem Machtverhältniß erwarten? 
Graf Dohna hoffte also vielleicht daß die Russen ihn nicht 
angreifen würden; aber konnte er denn erwarten, daß sic 
wie ein Volk Hühner vor dem Hunde ewig vor ihm sic¬ 
hen bleiben würden? Was konnte ihm also das bestän¬ 
dige Vorlegen helfen? Dies ist der falsche Gesichtspunkt. 
Das Seltsame in diesen Manövers aber ist die Prä¬ 
tension, in einer stachen und offenen Gegend, ohne starke 
Posten, und ohne Detachements nicht blos einen Punkt 
sondern eine Linie gegen das Vordringen des Gegners un¬ 
mittelbar durch grades Vorlegen decken zu wollen. Die¬ 
ses Bestreben ist kaum noch in der Geschichte vorgekommen.
	        
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