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Zweiter Abschnitt.
D e r Feldzug von 1631.
(1631). Die Erzählung dieses Feldzugs ist vorzüglich
geeignet, die Vorstellung vom dreißigjährigen Kriege zu wider¬
legen, als sei die Strategie in demselben durchaus in ihrer
Kindheit oder vielmehr gar nicht vorhanden gewesen.
Man ist gewohnt sich um den dreißigjährigen Krieg wenig
anders zu bekümmern, als um eine allgemeine historische
Kenntniß davon zu haben, und etwa die berühmten Na¬
men kennen zu lernen, die von dem reichhaltigen Strom
seiner Begebenheiten emporgetragen wurden. Wenn man
sieht wie oft verächtliche Blicke auf die Begebenheiten des
dreißigjährigen Krieges geworfen werden, um damit anzudeu-
ten daß diesen Begebenheiten die Seele, die entfaltete
Kunst, fehle) daß man also wohl thue sich an das Stu¬
dium der späteren Kriege zu halten, so ist dies ein Jrr-
thum, der befremden muß. Es läßt sich begreifen, daß
der Geist des dreißigjährigen Krieges uns fremd geworden
ist, weil wir mit der fortschreitenden Kultur manche un¬
menschliche und barbarische Kriegssitke aufgegeben, und von
der andern Seite dafür auch manche nothwendige Bedin¬
gung kriegerischer Größe verloren haben. Allein warum
wir in dem dreißigjährigen Kriege unsere eigene bessere Na¬
tur verläugnen wollten, ist nicht einzusehen.
Gustav Adolphs Operationöpläne des Feldzuges von
1631 *) lasten sich dreist mit denen aller späterer Kriege
') Wir setzen absichtlich den Plural, denn das strategische Gerippe,
welches den Degebenheiten eines Feldzugs zum Grunde liegt und welches
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